Anne Kelleter befragte für ihre Darstellung des gesellschaftlichen Umbruchs aus ostbelgischem Blickwinkel den Historiker Dr. Carlo Lejeune und Zeitzeugen wie Lorenz Paasch, Werner Mießen und Alfred Renardy. Ihre Erinnerungen aus der Studentenzeit werden in den größeren Zusammenhang gestellt und schlagen den Bogen von Brüssel, Löwen und Lüttich nach Ostbelgien.
Atmosphärisch bettet Kelleter die Aussagen ein in Originaltonaufnahmen und Musik aus jener Zeit. "Ein außergewöhnliches Feature", urteilte die Jury, "das Spannung mit Information verknüpft und den Hörern hilft, die Gegenwart auf Basis der Geschichte zu begreifen, wobei die Spannung keinen Augenblick nachlässt."
Die Serie endet mit einem Blick auf die Entwicklung der Autonomie in Ostbelgien bis heute. Die Reihe wurde im Juli 2018 ausgestrahlt.
Judith Peters ebenfalls nominiert
Nominiert war ebenfalls die BRF-Kollegin Judith Peters mit ihrem Hörfunkbeitrag "Anorexie: Wenn aus Diät Magersucht wird". Sie lässt darin eine junge Betroffene und Fachleute zu Wort kommen.
"Die Reportage wird beinahe vollständig von den Interviewpartnern getragen. Jedoch ist es eine beinahe vergessene journalistische Kunst, auf uneitle Weise Fragen zu stellen und die Interviewpartner in den Mittelpunkt zu stellen", heißt es in der Begründung der Jury: "Ein berührendes Hör-Erlebnis."
Grenz-Echo-Redakteur Martin Klever wurde nominiert für sein Porträt über Alfred Bourseaux, das dessen Persönlichkeit authentisch und mehrdimensional zeigt. Es trägt den Titel "Ein Ritter, der nie hoch zu Ross saß".
"Martin Klever ist es gelungen, mit Einfühlungsvermögen und relevanten Details dem Leser die porträtierte Person so nahe zu bringen, dass dieser das Gefühl hat, Alfred Bourseaux für eine Weile zu begleiten."
Unter mehr als 300 Bewerbungen in den verschiedenen Medien (geschriebene Presse, Radio, Fernsehen, Internet, Foto) und drei Landessprachen waren 42 Arbeiten nominiert worden. Die Belfius-Pressepreise werden jährlich vergeben. In diesem Jahr war es die 56. Auflage.
Stephan Pesch