Werner Keutgen ist ein alter Hase des ostbelgischen Lokaljournalismus. Seit 37 Jahren arbeitet der 61-Jährige beim GrenzEcho. Als er in den Beruf eingestiegen ist, war Zeitung machen noch sehr viel Handarbeit. Es war eine Zeit, in der Journalisten ihre Artikel noch auf der Schreibmaschine tippen mussten und in der Fotos noch entwickelt werden mussten - eine Zeit, in der Mario Vondegracht noch gar nicht geboren war. Der 32-Jährige ist mit dem Computer groß geworden und als junger Internetredakteur vor sechs Jahren quasi zur Zeitung hinzugestoßen.
Mit Einführung des Computers ist die Arbeit leichter geworden, sagt Werner Keutgen. Doch dann ist noch das Internet hinzugekommen. "Das ist eine Fülle zusätzlicher Aufgabe, die einen älteren Redakteur zum Teil überfordert - mich jedenfalls", so Keutgen.
Mario Vondegracht erfährt das neue Zeitalter anders. "Es macht mir Spaß, auch andere Medien zu bespielen. Man sieht auch viel besser das Feedback zu einem Artikel - zum Beispiel die Klickzahlen im Internet oder die Likes und Kommentare in den sozialen Medien. Ich empfinde das als spannend und nicht als schwierige Aufgabe."
Erfahrung und Innovation - ein Mix, der an sich nicht schlecht ist. Doch eines gilt für Journalisten seit eh und je: Ein 9-to-5-Job ist es nie gewesen - viel mehr ein zweites zu Hause. "Das GrenzEcho ist seit 37 Jahren mein Leben. Man steht damit auf und geht damit schlafen", so Keutgen. "Ich habe mein Leben um diesen Beruf herum aufgebaut - und nicht umgekehrt."
Das Jubiläum feiert das Grenz-Echo ohne Chefredakteur. Seit rund einem Jahr ist der Posten vakant. Ob das so bleibt, ist ungewiss. Ein Problem stelle es zur Zeit jedenfalls nicht dar, sagt Vondegracht. "Ich habe es mir schwieriger vorgestellt, als es jetzt im Endeffekt ist. Wir funktionieren eigentlich ganz gut und haben ja auch unsere Ressortleiter und Redaktionskonferenzen. Wir sind ein eingespieltes Team, das schon seit Jahren zusammen arbeitet."
Mit oder ohne Chefredakteur - das wichtigste Gut des Journalisten ist, in aller Freiheit zu berichten. "Das Haus kann man mit Sicherheit keiner Partei mehr zuordnen - was man auch früher nicht unbedingt konnte, aber es gab doch gewisse Tabus, die eng mit der Kirche verbunden waren und die heutzutage nicht mehr gelten", sagt Werner Keutgen.
mz/mg - Bilder: Manuel Zimmermann/BRF