Schnell trocknendes Acryl in Erdtönen, Schriften, Schichten. "Gesten und Zeit - sich ändernde Wiederholungen" nennt Markus Neumann seine neue Ausstellung in Eupen. "Die letzten neuen Werke sind eigentlich durch diese berühmte Geste eines Menschen, den ich nicht mag, Elon Musk, entstanden. Es war, als er diese Geste, diesen vermeintlichen Hitlergruß, machte. Das war jetzt im Januar."
"Für mich war das ein Zeichen, dass sich Gesten wiederholen. Und dass die Kontexte meistens die gleichen sind. Sie sind provozierend, sie wiederholen etwas und sie sind für jeden verständlich. Und das hat mir nochmal gezeigt, dass im Rahmen von 80 Jahren solch eine Geste wieder aktuell wird. Dann habe ich angefangen, um mich herum zu beobachten: Wo sind sich wiederholende Gesten?"
Dabei sind die Werke von Markus Neumann auf den ersten Blick nicht politisch. Auf den zweiten dann schon - vielschichtig eben. Chinesische Kalligrafie und Tuschezeichnungen kommen immer vor. Überhaupt ist die Schrift Grundlage - sein großformatiges Tagebuch mit roten Stern auf dem Buchdeckel hat Markus Neumann immer dabei. "Ich brauche dieses Buch und ich brauche etwas zum Niederschreiben, um diesen roten Faden aufrecht zu erhalten in meiner Arbeit."
In dem Buch enthalten: Skizzen, Gedanken und Erlebtes. So notiert er selbst, welche er Musik er hört: "Für mich war wichtig, Rage against the machine zu hören. Für mich ist das eine ganz wichtige Musik als Positionierung gegen den Imperialismus und den Kapitalismus."
45 Werke aus den letzten fünf Jahren sind aktuell in Eupen zu sehen - mit dabei sieben Werke, angetrieben von sieben Weisen: "Ich wurde 60 Jahre alt und für mein 60. Lebensjahr - also bis 61 Jahre, möchte ich eigentlich speziellen Menschen begegnen, die mir nahe stehen und die mir eine Sicht auf die nächsten zehn, womöglich 20 Jahre geben können." Inspiriert haben Markus Neumann eine chilenische Künstlerin, eine Kräuterfrau aus Bellevaux, ein Schweizer Psychiater, ein Wanderfreund aus Hergenrath, ein Doktor der Naturwissenschaften aus Sourbrodt, eine Filmemacherin aus Brüssel und der Chef der Nationalbank, Pierre Wunsch.
"Ich frage jeden Weisen: Was würdest du mir mitgeben wollen in einem Satz? Der Satz von Pierre Wunsch war: Mögen die Menschen weniger polarisierend denken und wieder zusammenfinden. Und das fand ich hervorragend. Das ist auch mein Ziel, dass wir die ganze Bandbreite der Gesellschaft wieder zusammenführen müssen. Dass wir uns solidarisch aufstellen, um zu erkennen und zu respektieren, wie wir sind."
Die Ausstellung "Markus Neumann. Gesten und Zeit - sich ändernde Wiederholungen" ist ab diesem Samstag (18. Oktober) bis zum 9. November in der Galerie Fox, Haasstraße 45 in Eupen zu sehen. Freitag (17. Oktober) findet ab 18 Uhr die Vernissage statt.
Simonne Doepgen