Bücher, Comics, Kino- und Fernsehfilme, Serien, Brett- und Computerspiele - es gibt wohl kein Medium, in dem die Kreationen von Jules Verne nicht aufgegriffen worden sind. Wie anhaltend seine Popularität ist, sieht man schon allein daran, dass seine Werke noch immer regelmäßig neu interpretiert werden und daran, wie groß und international seine Fangemeinde ist und wie viel Enthusiasmus er noch immer auslöst.
Das Jules-Verne-Zentrum in der Brüsseler Stadtgemeinde Forest ist passenderweise in einem ehemaligen Kino beheimatet. Es ist wirklich ein Zentrum und kein Museum, wie Direktor Michel Dircken betont. Das Ziel sei wirklich, alles zu entwickeln, was mit dem Leben von Jules Verne zu tun habe. Wobei der Fokus deutlich weiter gefasst ist als nur Jules Verne: Steampunk, Retro-Futurismus, das Viktorianische Zeitalter - auch sie sind Schwerpunkte für das Zentrum. Was nur logisch ist, schließlich bildet das Viktorianische Zeitalter den Hintergrund für Jules Vernes Wirken und hat Verne diese Genres maßgeblich mitgeprägt.
Dircken ist nicht nur Direktor des Jules-Verne-Zentrums, sondern auch Konservator des Brüsseler Museums der Fantastischen Kunst (Musée d'Art Fantastique, MAF). Das ist relevant, weil vieles von dem, was im Jules-Verne-Zentrum zu sehen ist, aus der Sammlung des MAF stammt. Was das Museum der Fantastischen Kunst zeige, sei aber mehr "gore", also blutig, angsteinflößend, Horror- und Monster-fokussiert, erläutert Dircken.

Das Jules-Verne-Zentrum wolle hingegen ein deutlich familienfreundlicheres Programm bieten - die fantastische, wunderbare Abenteuerwelt von Jules Verne. Konkret bedeutet das neben einer Dauerausstellung mit Exponaten rund um Verne, seine Welten und die von ihm inspirierten Subgenres wie Steampunk auch wechselnde temporäre Ausstellungen und diverse andere Veranstaltungen von Treffen bis Workshops. Dircken verweist in diesem Zusammenhang auch explizit auf entsprechende Projektaufrufe des Zentrums an Künstler. Wer im Bereich des Fantastischen künstlerisch aktiv ist, zum Beispiel als Designer, Illustrator, Grafiker, Filmemacher und so weiter, kann hier vielleicht mal einen Blick riskieren,
Dann gibt es noch ein Datum, das ganz dick rot eingekreist ist im Kalender des Zentrums: das Jahr 2028. Da jährt sich der Geburtstag von Jules Verne zum 200. Mal. Anlässlich dieses großen, runden Jubiläums hat das Zentrum sehr viel geplant beziehungsweise bereits angeleiert, wie der Direktor schwärmt. Ein neuer Grafik-Band, eine Kooperation mit dem Tram-Museum in Brüssel, um in einer historischen Straßenbahn in die Welten Vernes einzutauchen, die Herausgabe einer Erinnerungsmedaille, eine Ausstellung mit dem Horta-Museum, eine Ausstellung über Hergé und Verne im MAF.
Auch ist eine Reise in einem von der Montgolfière inspirierten Heißluftballon geplant: von Brüssel nach Amiens, wo Verne einen Großteil seines Lebens verbracht hat und auch begraben ist, und zurück. Eine Ballonreise, die, wie könnte es anders sein, unter dem Motto "In 80 Tagen um die Welt" stehen wird.
Aktuelle und künftige Veranstaltungen findet ihr auf der Webseite des Zentrums.
Boris Schmidt