Für die aktuelle Ausstellung im Fotomuseum am Vrijthof in Maastricht musste Jimmy Nelson, sonst weltweit unterwegs, ausnahmsweise nicht weit reisen. Denn seine neuen Arbeiten entstanden direkt vor der Haustür - in der niederländischen Küstenprovinz Zeeland.
Dort hat er Menschen von heute in Trachten von damals fotografiert - so, wie sie vor Generationen hier getragen wurden. Zeeland zählt heute 13 Gemeinden, und jede Region, oft sogar jedes Dorf, hatte einst ihre eigene, unverwechselbare Tracht. Stoffe, Farben, Schmuck, Hauben und Stickereien unterschieden sich bis ins kleinste Detail. Viele Trachten waren zudem ein Ausdruck von Wohlstand:
"Im 19. und frühen 20. Jahrhundert verdienten die Menschen an der Küste viel Geld. Sie wollten ihren Erfolg sichtbar machen - mit Kleidung und Schmuck", erklärt Erik de Jong, Direktor des Fotomuseums.
Jimmy Nelson arbeitete drei bis vier Jahre an dem Projekt. Die Vorbereitung war aufwendig: Menschen mussten sich umziehen, das Licht musste stimmen, jede Aufnahme musste genau geplant werden. Überraschend viele junge Menschen meldeten sich außerdem freiwillig - motiviert durch die Themen Identität, Zugehörigkeit und intergenerationeller Austausch. Sie sprachen über Geschichte, ihre eigenen Wurzeln und darüber, wie Traditionen an die nächste Generation weitergegeben werden können.
Zum Abschluss der Ausstellung sticht ein Bild besonders hervor, das Erik de Jong deshalb auch als Highlight beschreibt: Jakko, ein Mann in schwarzer Tracht mit einem üppigen Blumenkranz auf dem Kopf. "Alle Männer sind komplett schwarz gekleidet, aber Jakko hat diese Augen - und die mussten unbedingt Teil der Ausstellung sein", erzählt de Jong.
"Between the Sea and the Sky" ist eine Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Meer und Himmel - ein beeindruckendes Zeugnis niederländischer Traditionen und menschlicher Geschichten. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 21. September im Fotomuseum aan het Vrijthof.
Julia Slot