"Art Déco - Der Stil einer Gesellschaft im Umbruch" nennt sich die kleine Ausstellung, die am Mittwoch zu Beginn der zweiten Hälfte des Brüsseler Art Déco-Jahrs im Museum Belvue neu eröffnet hat. "Was wir heute unter Art Déco verstehen, ist ein Stil in der Architektur und für Ausstattungsgegenstände aus der Zwischenkriegszeit. Er folgt auf den Jugendstil, der ja für die so genannte Belle Époque steht", erklärt Kuratorin Cécile Dubois.
Die Belle Époque war nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges vorbei, auch die Kunst änderte sich danach. Als Geburtsstunde des Art Déco gilt eine internationale Ausstellung in Paris 1925. Diesem Datum ist es auch zu verdanken, dass Brüssel zum 100. Geburtstag ein Art-Déco-Jahr feiert.
Ganz genau lässt sich dieser Kunststil nicht beschreiben. Zu unterschiedlich sind die Gegenstände und Gebäude, die man erst seit den 1970er Jahren unter dem Namen Art Déco als einen zusammengehörigen Stil betrachtet. "Im Vergleich zum Jugendstil werden im Art Déco Formen vereinfacht. Sie werden geometrischer gestaltet und stärker stilisiert", so Cécile Dubois.
"Art Déco zeichnet sich zum einen durch die Schaffung von sehr luxuriösen Gegenständen aus, zum anderen aber auch durch eine bewusste Serienproduktion, die sich an die Allgemeinheit richtet. Das möchten wir auch mit unserer Ausstellung zeigen.
Tatsächlich ist der erste Raum Gegenständen gewidmet, die es nur einmal gibt und die auf dem Kunstmarkt hohe Preise erzielen könnten. Eine kleine Frauenfigur in griechisch-römischem Gewand, die einen Kranz in die Höhe hält, steht auf einem Ball und macht fast den Eindruck, nur zweidimensional zu existieren. Ein wie aus Alabaster fast durchsichtig erscheinender Kopf, ein golden wirkender Kelch aus Glas, eine riesige verzierte Vase. Vor den Fenstern hängen in allen drei Räumen der Ausstellung riesige Fotos, die Gebäude und Statuen aus Brüssel zeigen, die den Stil des Art Déco repräsentieren.
Der zweite Raum der Ausstellung ist Gegenständen der Serienproduktion gewidmet, der dritte steht unter dem Motto Modernität. Kunstvoll gestaltete Kühlerfiguren für Autos stehen dort in Glasvitrinen vor einem großen Bild eines Oldtimers, fotografiert im Brüsseler Park Bois de la Cambre.
Dass die drei Räume jeweils unterschiedliche Aspekte des Art Déco zeigen, ist auch eine pädagogische Entscheidung der Kuratoren. "Wir haben uns überlegt, dass diese drei Themen einen zeitgenössischen Blick auf den Art Déco erlauben und Parallelen zu unserer heutigen Zeit ermöglichen", sagt Cécile Dubois. "Das wird besonders im Flur zwischen den einzelnen Sälen deutlich. Hier werden Fragen zur damaligen Gesellschaft gestellt, aber immer in Verbindung mit unserer heutigen."
"Es ist wirklich eine schöne Auswahl von Gegenständen des Art Déco, die wir hier zeigen können. Diese Ausstellung ist sicher eine gute Einführung in das, was man in den anderen Ausstellungen in der Stadt zurzeit entdecken kann in diesem Art-Déco-Jahr in Brüssel."
Kay Wagner