Vor 35 Jahren eröffnete René Weling seine erste Ausstellung. Damals drehte es sich für den Künstler ausschließlich um Ölgemälde. Rund sechs Jahre später entdeckte er dann den Kunstdruck für sich. Bis heute bewegt der Künstler sich völlig frei in den beiden Techniken. Der Kontrast zwischen den langsam trocknenden Ölfarben und einem Druck bietet für René Weling den perfekten Ausgleich.
"Wenn man sich auf etwas konzentrieren will, dann muss man natürlich voll dabei sein. Wenn man aber zu tief drinsteckt, hat man irgendwann keinen Überblick mehr. Deshalb braucht man immer wieder auch Abstand und den bekomme ich dadurch, dass ich die beiden wirklich unterschiedlichen Techniken nutze. Wenn ich mit der Mechanik des Drucks arbeite, dann kann ich Abstand vom Malen gewinnen und wenn ich male, gewinne ich Abstand vom Druck. Dadurch bekommt man immer wieder einen neuen Blickwinkel und neue Inspiration."
Weling ist vor allem inspiriert durch die Natur. Landschaften und Pflanzen prägen seine Kunst. Oftmals entstehen aus einzelnen Bildern Serien: Die gleiche Landschaft oder die gleichen Pflanzen werden im Laufe einer solchen Serie immer wieder neu interpretiert. Das Spiel mit Licht und Dunkelheit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Werke.
"Ich gehe oft spazieren und wenn ich dann etwas sehe, das mit gefällt, mache ich mir eine kleine Skizze. Das sind wirklich nur ein paar Striche und vielleicht zwei oder drei Worte, die ich dazu schreibe. So habe ich einen Anker in der Realität. Entweder arbeite ich dann direkt mit den Ideen oder sie kommen erst einmal in meine Schublade. Manchmal, wenn ich dann wieder an anderen Werken arbeite, kommen die Emotionen von meinem Erlebnis in der Natur wieder hoch und dann kann ich mithilfe der Skizze arbeiten. Alles, was dann passiert, ist getrennt von der Realität - da habe ich dann alle Freiheit."
Für Weling ist alles in einem ständigen Wandel, vor allem der Kunstdruck bietet ihm viele Freiheiten. Genau wie in der Natur dürfen die Stücke wirr sein, ein Oben oder Unten muss es nicht geben. Zu Beginn seiner Laufbahn hatte der Künstler sich noch strikte Grenzen gesetzt: Die Landschaften kamen ins Ölgemälde, die Pflanzen in den Druck. Mittlerweile hat sich das geändert. "Ich weiß nicht warum, aber das fühlte sich von der Struktur her damals einfach richtig an. Eines Tages fühlte es sich aber so an, als würden die Pflanzen mal bei den Landschaften vorbeischauen wollen und umgekehrt. Das hat sich dann so ein bisschen vermischt. Das ist eben auch die Entwicklung, die ich als Künstler durchmache."
Den Blick hat René Weling stets gen Zukunft gerichtet. Auf die Frage, welches sein liebstes Werk sei, antwortete der Künstler zielstrebig mit "immer das Nächste". "Das gehört eben auch zu dem Wandel. Alles, was ich jetzt mache, ist inspiriert von dem, was ich in der Vergangenheit kreiert habe. Ich schaue nach vorne und bin gespannt auf das, was ich noch erschaffen werde und was da noch so kommt."
Die Ausstellung "Florale Symphonien & andere Deklinationen' ist bis zum 6. April im Alten Schlachthof zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Lindsay Ahn