"Afrikanische Kunst mal anders" wäre ein sehr passender Untertitel für die neue Ausstellung in Bozar. Denn sehr bewusst bricht sie mit Klischees, mit vielem, was man beim Gedanken an afrikanische Kunst und Ausstellungen über Afrika spontan denken kann. Statt Muff und Staub in bräunlichen Tönen leuchtende Farben, lachende Menschen, Lebensfreude pur.
155 Gemälde von knapp 120 verschiedenen Künstlern der vergangenen 100 Jahre sind zu sehen. "Die Idee der Ausstellung ist es, den Besuchern aus der Perspektive der Freude eine Selbstdarstellung der Afrikaner zu zeigen", sagt Maïté Smeyers, die Koordinatorin der Ausstellung in Bozar.
Dass bei Smeyers Worten Musik im Hintergrund zu hören ist, gehört zum Konzept der Ausstellung. Überall in den Räumen ist Musik zu hören, nicht immer die gleiche, aber immer von afrikanischen oder afrikanisch-stämmigen Künstlern. "Musik hat schon immer zur afrikanischen Kultur dazugehört", sagt dazu die Bozar-Koordinatorin. "Musik ist in Afrika allgegenwärtig. Daher kommt die Idee, dem Besucher der Ausstellung zu vermitteln, dass der Kanon der afrikanischen Kultur viele Aspekte beinhaltet, nicht nur Malerei, sondern auch Musik."
Die Ausstellung ist in sechs Themenbereiche aufgeteilt. Der Besuch beginnt mit dem Thema "Alltag", geht dann weiter über das Thema "Repos" (Ruhe, Ausruhen und Entspannen). Weitere Stationen auf dem Rundgang sind "Triumph und Emanzipation", "Sinnlichkeit", "Spiritualität" und schließlich "Freude und Jubel". "Alle Themen haben einen Bezug zur Freude und zum Alltagsleben der Schwarzen. So, wie sie selbst das darstellen", erklärt Smeyers. "Es geht also wirklich darum zu zeigen, wie sie sich selbst und ihr Alltagsleben über die Kunst erzählen."
Schwarze Menschen sind auf allen Gemälden zu sehen. Mal allein, mal mit anderen. Mal mit Anspielung auf Werke europäischer Künstler, mal völlig ohne Verweise auf die Kunst anderer Kontinente. Oft wird gelacht auf diesen Gemälden, aber auch ernste Gesichter sind zu sehen. Mal scheint das Durcheinander auf den Bildern zu dominieren, mal dominieren Strenge und Geometrie.
Die Ausstellung stammt aus Südafrika. Sie wurde am Museum für zeitgenössische Kunst in Kapstadt zusammengestellt, unter anderem von der international renommierten Kuratorin Koyo Kouoh. König Philippe und Königin Mathilde hatten diese Ausstellung vor knapp zwei Jahren bei ihrem Besuch in Südafrika entdeckt - und waren begeistert. Über Basel ist sie nun nach Brüssel gekommen und wird danach noch in Stockholm zu sehen sein.
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Ein Gemälde, das die Ausstellung gut zusammenfasst? Bozar-Koordinatorin Smeyers muss ein bisschen überlegen, zögert zwischen zwei ziemlich unterschiedlichen Bildern, und entscheidet sich letztlich für das Gemälde "Ein Abend in Mazowe" von der in Zimbabwe geborenen Künstlerin Kudzanai-Violet Hwami aus dem Jahr 2019 - das Bild, mit dem die Ausstellung auch beworben wird.
"Das Gemälde zeigt eine Frau in einer Situation, in der sie sich einfach nur wohlfühlt", erklärt Smeyers ihre Wahl. "Dass sie sich gut fühlt, so, wie sie ist, dort, wo sie ist. Ich finde, dass das gut zusammenfasst, was die Ausstellung zeigen will und was der Besucher entdecken und spüren kann: nämlich wirklich dieses Bewusstsein und die Alltagserfahrung einer afrikanischen Kultur."
Die Ausstellung "When We See Us" ist noch bis zum 10. August im Brüsseler Palast der Schönen Künste Bozar zu sehen.
Kay Wagner