Ganz nah dran an den Größen aus Film, Musik und Politik der 50er und 60er Jahre: Marlene Dietrich, Marilyn Monroe, Malcolm X oder die Kennedy-Familie - Eve Arnold bekam fast alle vor die Linse.
Gestellte Hochglanzaufnahmen allerdings waren ihre Sache nicht, sagt Kuratorin Nina Mika-Helfmeier. "Glamour interessierte sie nicht, sondern das Leben, die Fragilität, die Sensibilität der Menschen, der Hollywood-Schauspieler und -Schauspielerinnen im Backstagebereich. Wenn das Licht ausgeht, wenn die Posen aufhören: Wie sieht die wahre Persönlichkeit aus?"
Die Ausstellung in Monschau zeigt zum Teil Originale, liefert Hintergründe zum Leben und Wirken von Eve Arnold. Die 2012 im Alter von 99 Jahren verstorbene US-Amerikanerin lichtete längst nicht nur Stars ab.
Vielseitige Fotokünstlerin
"Eve Arnold sagte selbst: 'Ich habe alles fotografiert, in jedem Bereich der Fotokunst bin ich sicher - mit Ausnahme der Kriegsfotografie. Das überlasse ich meinen männlichen Kollegen.' Was sie bewegte, ist das Leben der Frauen: Hinter dem Schleier in Ägypten, in Jordanien. Zulu-Frauen, die 1.000 Meilen entfernt von ihren Männern lebten und ihre Kinder nicht ernähren konnten. Frauen, die gerade ihre Babys zur Welt gebracht haben. Das interessierte sie", so Mika-Helfmeier.
In Ausstellungen, in Zeitschriften und Fotokatalogen veröffentlichte Arnold ihre Werke - zunächst in schwarz-weiß, später in bunt. Nicht nur ein Ausdruck der technischen Weiterentwicklung im Laufe des 20. Jahrhunderts. "1969 ist sie nach Afghanistan gereist. Die Reisereportage war ihre Leidenschaft. Die Welt zu entdecken, Menschen kennenzulernen. Und dann muss man solche Motive auch in Farbe fotografieren, um die Welt so darzustellen, wie sie ist", erklärt die Kuratorin.
Das Porträt einer Frau, aufgenommen 1979 in China, gehört zu den Werken, die es Nina Mika-Helfmeier besonders angetan haben. Auf der Rückseite der Arbeit stehe eine persönliche Anmerkung von Eve Arnold. "In China heißt es, eine junge Frau sei eine Verheißung, eine ältere Frau indessen ein Kunstwerk. Ich fand das ein großartiges Zitat", so Mika-Helfmeier.
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Anfragen aus den Niederlanden und Berlin
Die Arbeiten von Eve Arnold sind mehr als zehn Jahre nach ihrem Tod und Jahrzehnte, nachdem die Aufnahmen gemacht wurden, längst nicht veraltet. "Dieser humanitäre Blick auf die Menschen und die Welt. Das ist nicht in einen zeitlichen Rahmen einzuordnen", sagt die Kuratorin. "Sie erzählt spannende Geschichten über Menschen, über Länder, durchaus auch politische Ereignisse aus den 60er Jahren, als noch offener Rassismus in den USA herrschte." Sie finde Arnold als Fotografin und als Frau faszinierend, betont die Kuratorin des Fotografie-Forums.
Es habe mittlerweile schon Anfragen aus den Niederlanden und aus Berlin gegeben, die Ausstellung zu übernehmen, so Nina Mika-Helfmeier. Das zeige: Eve Arnold sei in der Fotokunstszene immer noch sehr präsent.
Die Ausstellung im Fotografie-Forum Monschau ist bis zum 30. März 2025 zu sehen, der Eintritt ist frei.
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Moritz Korff