Treffpunkt: Galerie Fox in der Eupener Unterstadt. Francis Feidler und seine Frau Maria Niessen tragen jeweils ein Bild unter dem Arm, das mit Luftpolsterfolie umwickelt ist. In der Galerie selbst muss jetzt nur noch ausgetüftelt werden, wo welches Kunstwerk hingegangen wird. Eigentlich wollte Galerie-Inhaber Michael Bohn keine Nägel mehr in die Wand schlagen. So geht's dann aber doch wesentlich einfacher.
Künstler Francis Feidler hat mal mehr, mal weniger gemalt. Seit seinem Renteneintritt 2016 greife er jedoch wesentlich öfter zum Pinsel. "Ich bin ein freier Mensch und mache das, was ich will. Jetzt fühle ich mich richtig frei. Das bringt mir Leben. Nun habe ich aber auch mehr Zeit, die Gesellschaft intensiver zu beobachten."
Die Gesellschaft zu beobachten, sei ihm genauso wichtig, wie das Malen. Auch wenn einige Werke auf den ersten Blick fiktiv wirken, haben sie alle etwas mit der Realität zu tun. Die Gesellschaft: seine Inspirationsquelle.
Spricht man mit Francis Feidler über seine Werke, fällt immer wieder der Begriff "Spannung". Sie sei überall zu finden - sei es nun die mechanische, die gesellschaftliche oder die elektrische Spannung. Ein Beispiel: die Batterie, die das Leben auf der Erde in vielseitiger Art und Weise stark verändert hat. Auf einem Bild nimmt eine Autobatterie zwei Drittel der Bildfläche ein. Im Hintergrund zu sehen: die brennende Natur. Auch oft auf seinen Werken zu entdecken: Spannseile, die verschiedene Objekte stabil an Ort und Stelle halten.
Mit schwungvollen Pinselstrichen und kräftigen Farben widmet sich Francis Feidler seinen Bildern. Ohne Zeitdruck, aber mit vielen Überlegungen und hoher Konzentration. "Die Kunst liegt mir am Herzen, weil das ein Bereich ist, in dem man total frei ist und wo keiner etwas bestimmt", sagt er.
Mit drei oder vier Jahren hatte Francis Feidler bereits sehr viel Zeit mit dem Malen und Zeichnen verbracht. Zwischen Thommen und Grüfflingen, in Burg-Reuland, ist er groß geworden. Unterstützt wurde er ständig von seinen Eltern, die selbst nicht so viel mit der Kunst zu tun hatten. "Die alten Zeichnungen habe ich noch zuhause. Damals waren sie für mich eine Genugtuung", erzählt er. "Ich konnte den Leuten zeigen, was ich als junger Kerl schon machen konnte. Ich war schon stolz. Man muss auch stolz sein auf die Sachen, die man gut macht."
Wirklich stolz auf sein Gedächtnis ist Francis Feidler noch nie gewesen. Das sei nämlich gar nicht so gut. Dafür habe er aber schon immer ein scharfes Auge und eine ruhige Hand gehabt, mit denen er die wichtigen Momente des Lebens für immer festhalten konnte.
Die Vernissage findet diesen Freitag in der Galerie Fox in der Eupener Unterstadt statt. Los geht es um 18:00 Uhr.
Dogan Malicki