Mit einer großen Ausstellung erinnert Venedig ab diesem Samstag an seinen berühmtesten Bürger Marco Polo - 700 Jahre nach dessen Tod. Die Schau mit Ausgrabungsfunden, Karten und Büchern ist bis zum 29. September im Dogenpalast zu sehen. Dabei sind Leihgaben aus vielen Ländern, die der Kaufmann aus der italienischen Lagunenstadt bereist hatte: von Armenien über die Mongolei bis nach China. Die Ausstellung "I Mondi di Marco Polo" ("Die Welten des Marco Polo") gehört zu den Höhepunkten eines ganzen Marco-Polo-Jahres in Venedig. Die Stadt mit inzwischen weniger als 50.000 dauerhaften Einwohnern versucht damit, trotz aller Probleme mit dem Massentourismus noch mehr Besucher nach Venedig zu locken. Auch der dortige Karneval stand in diesem Jahr schon unter dem Motto "In den Osten - Die erstaunliche Reise von Marco Polo".
Der bis heute bekannteste Venezianer wurde vermutlich 1254 in eine Familie von Kaufleuten geboren. Auch sein Vater und sein Onkel machten schon Geschäfte im Fernen Osten. Zusammen mit den beiden trat Marco Polo 1271 - also mit erst 17 Jahren - eine Reise an, die ihn bis weit nach Asien führte. Erst nach fast einem Vierteljahrhundert kam er in seine Heimatstadt zurück. Über seine Abenteuer berichtete er in einem viel gelesenen Buch, das schließlich den Titel "Il Milione" (in späterer deutscher Übersetzun "Die Wunder der Welt") bekam.
Mit knapp 70 Jahren starb er als hochgeachteter Kaufmann in seiner Heimatstadt. An manchen Schilderungen seiner Reisen gibt es Zweifel, insgesamt gelten sie aber als zuverlässiges Zeugnis jener Zeit. Insgesamt sind im Dogenpalast mehr als 300 Ausstellungsstücke zu sehen. Dazu gehören das handgeschriebene Testament und frühe Ausgaben seiner Abenteuer in verschiedenen Sprachen. Aus den Beständen der Staatsbibliothek Berlin kommt ein Buch, das 1477 in Nürnberg gedruckt wurde: "Das Puch des edelen Ritters Marcho Polo". Zur Zeichnung eines jungen Kaufmanns gibt es folgende Beschreibung: "Das ist der edel Ritter Marcho polo von Venedig der grost landtfarer der uns beschreibt die grossen wunder der welt". Allerdings ist das Bild reine Fiktion: Niemand weiß, wie Marco Polo tatsächlich ausgesehen hat: Ein glaubwürdiges Porträt aus seinen Lebzeiten gibt es nicht.
In Italien verbinden viele bis heute sein Aussehen mit seinem vermeintlichen Abbild auf dem früheren 1.000-Lire-Schein: ein älterer, zweifelnd schauender Mann mit langem weißen Haar und Vollbart. In einem Hollywood-Film von 1938, auf den die Ausstellung Bezug nimmt, wurde er aber auch von einem glattrasierten Gary Cooper verkörpert. Im Dogenpalast ist zudem eine Marco-Polo-Büste aus dem 19. Jahrhundert mit Glatze zu sehen.
Zum 700. Todestag des legendären Reisenden stellten Museen aus aller Welt Exponate aus Ländern zur Verfügung, die Marco Polo damals durchquerte: chinesische Kunst verschiedener Dynastien, aber beispielsweise auch Fundstücke aus Armenien, aus der Mongolei und aus dem Iran. Zudem wurde mit Computerhilfe auf dem Bildschirm das Haus rekonstruiert, in dem Marco Polo nach seiner Rückkehr in Venedig wohnte. An dem Neubau, der heute dort steht, ganz in der Nähe der Rialto-Brücke, hängt nun eine Plakette. Ein Marco-Polo-Denkmal gibt es in der Lagunenstadt bis heute nicht.
dpa/jp