Die Ausstellung "Magritte - The Immersive Experience" wirbt - frei nach der berühmten Pfeife - damit, keine Ausstellung zu sein. Zumindest keine wie jede andere. Mit modernster Technik will sie die Besucher in etwa 90 Minuten regelrecht in das Werk von René Magritte eintauchen lassen. Denn "Immersion" bedeutet genau das: Eintauchen.
Eine ganz andere Erfahrung als in einem Museum wolle man den Besuchern bieten, erklärt Julie Waseige, Magritte-Expertin und kunsthistorische Beraterin für die Ausstellung. Deswegen könne man auch nicht von Konkurrenz für das Magritte-Museum sprechen. Nichts könne ein Museum, ein Werk, ein Originalgemälde ersetzen, betont auch der künstlerische Leiter, David Zylberberg. Denn um ganz deutlich zu sein: Originale gibt es hier keine zu sehen.
Die Immersion beginnt in einem magritte-mäßig blau-mit-weißen-Wolken gestrichenen Raum. Auf Infotafeln erfährt man, was Surrealismus überhaupt ist und bekommt einen Überblick über das Leben und die Person René Magritte. Dann folgt ein klassisch grün-weißer Flur wie aus einem typischen Haus aus der Zeit des Malers. Dekoriert ist er mit den ikonischsten Bildern des Meisters und mit Informationen über seine verschiedenen Schaffensphasen.
Dann schlüpfen die Besucher durch eine surrealistische Tür mit Loch (inspiriert vom Gemälde "Die unerwartete Antwort"/"La réponse imprévue") und kommen im Herzen der Ausstellung an. Eine mit Musik, Soundeffekten und vor allem zahllosen Animationen inszenierte Reise durch das Gesamtwerk von René Magritte im Großformat - dreidimensional und auf über tausend Quadratmetern Projektionsfläche.
Rund 40 Minuten dauert das Spektakel. Und weil die Besucher dabei kaum durch Text abgelenkt werden, können sie sich voll der beeindruckenden Farb- und Klangkulisse hingeben. Wie sie das tun, ist ihnen überlassen, sie können stehen oder rumlaufen, es gibt Sitzbänke und Strandstühle und selbst auf den Boden legen ist eine Option.
In ein Bild eintreten
Als nächstes folgt dann ein Highlight für alle, die schon immer einmal - im wörtlichen Sinn - in ein Bild eintreten wollten: eine einem Gemälde nachgebaute Kulisse in Menschengröße ("Die persönlichen Werte"/"Les valeurs personnelles"). Mit den übergroßen Requisiten interagieren und sich damit fotografieren lassen, ist dabei ausdrücklich vorgesehen. Daneben bietet der Raum aber noch weitere eigens angefertigte dreidimensionale Objekte, die man bisher von den Bildern eben nur in zwei Dimensionen kannte.
Anschließend folgt ein weiterer immersiver Raum mit einer hochauflösenden Projektion ("Die unwissende Fee"/"La Fée ignorante"). Und noch ein Raum mit einer Gemälde-Kulisse zum Interagieren ("Die Stimme des Blutes"/"La voix du sang"). Wer dann immer noch nicht genug "Immersion" hatte, darf sich schließlich - gegen Aufpreis - auch noch einen Virtual-Reality-Helm anziehen, um noch tiefer in die Gemälde-Welt von Magritte einzutauchen.
Es gebe einfach Menschen, die von Museen eingeschüchtert seien oder sich dort langweilten, so David Zylberberg. Oder Menschen, die Kunst aktiver und in entspannterer Atmosphäre erleben wollten, fügt Julie Waseige hinzu, Kinder beispielsweise. Und ja, für so ein Zielpublikum kann diese Magritte-Ausstellung auf jeden Fall sehens- und erlebenswert sein.
Mehr Informationen gibt es auf der Webseite magritte-expo.com.
Boris Schmidt