"Ich habe damals eine kleine Ziege im Juwelierladen gesehen. Die war aus Elfenbein und unbezahlbar. Ich war noch Kind. Zuhause habe ich die dann aufgemalt und aus Holz geschnitzt. Das war der Ausgangspunkt, warum ich Ziegen so mag", erklärt Wolfgang Binding. Ziegen und Tiere generell ziehen sich wie ein Roter Faden durch sein Werk - sei es in seinen Zeichnungen oder in seinen Bronzeplastiken, die überall in seinem Atelier zu finden sind.
Der gelernte Bildhauer hat viel von der Welt gesehen, hat unter anderem in Ägypten studiert, war Gastprofessor in den USA und Professor für Bildhauerei an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen.
Von all seinem Schaffen, seinen Reisen und den Erinnerungen daran profitiert er heute noch. Denn sehen kann er nur noch ganz begrenzt, aber seine Erinnerung liefert ihm nach wie vor die Inspiration für weitere Kunstwerke, die sehr oft tierisch sind. "Ich finde die Natur und die Tiere einfach netter als die Leute. Ich habe einfach viel Liebe für Tiere. Früher bin ich mit einem meiner Brüder in den Ferien durch die Wälder gezogen und habe einfach im Wald gelebt - das war so toll."
Eine tiefe Verbundenheit hat er also zur Natur. Früher hat er sogar draußen gezeichnet. Seine Kunst ist sein Leben und das merkt man, wenn man Binding trifft. Immer wieder wird es im Gespräch auch persönlich. "Meistens haben meine Plastiken für mich auch ihre Geschichte. Die kommen nicht aus Büchern. Das sind alles erlebte Dinge."
Und an einer solchen Geschichte lässt er uns teilhaben. Die Geschichte eines Schäfers, der sein Schaf auf den Schultern trägt - eine Plastik, die in seinem Garten steht. "Das ist Aleco. Das war auf Pilion, einer griechischen Halbinsel", erklärt er. "Da bin ich immer in die Berge gegangen, das war traumhaft schön. Da war auch noch Kleinlandwirtschaft. Dieser Hirte, der Aleco, war mein besonderer Freund und kam mit seinem Schaf auf dem Rücken."
Einige seiner Plastiken und Zeichnungen sind jetzt im Eupener Stadtmuseum zu sehen. Hier haben sich Künstler und Museumsleiterin Catherine Weisshaupt auf ein Thema fokussiert, nämlich Begegnungen. "Begegnungen zwischen Mensch und Tier, aber auch im familiären Kontext. Und Begegnungen zwischen Tieren an sich. Da wird eine Bandbreite von Emotionen gezeigt, die einen sehr einfachen Zugang zu dieser Art von Plastik ermöglichen."
Seine Kunstwerke sind auf der ganzen Welt unterwegs - von einigen besonderen Orten weiß der Künstler zu berichten: "Der Bruder des japanischen Kaisers hat etliche Plastiken für den Sommerpalast des Kaisers gekauft. Auch im Guggenheim-Museum in den USA und in der Schweiz sind etliche, aber es konzentriert sich schon auf Deutschland."
In seiner umgebauten Scheune in Lichtenbusch lebt Binding mit seiner Frau. Hier hat er sich alles so zurecht gemacht, dass er nach wie vor seiner größten Leidenschaft nachgehen kann. "Und das ist ein großes Glück, dass ich das bis ins ziemlich fortgeschrittene Alter tun kann."
Lena Orban
Liebe Frau Orban, vielen herzlichen Dank für Ihren so stimmungsvollen Bericht aus meinem Atelier! Freue mich schon auf Ihren Besuch zu meinem 100sten!
Dank auch an Marvin für die Bilder!
Mit herzlichen Grüßen Wolfgang Binding