Es sind Bilder, die von einer künstlerischen Reife zeugen, die man üblicherweise nur von einem älteren, lebenserfahrenen Künstler erwartet. Doch der Künstler ist gerade mal 27 Jahre alt und lässt seiner Gedankenwelt in seinen Gemälden freien Lauf. Gedanken, die von der Komplexität der heutigen Gesellschaft geprägt sind, von einer Realitätsnähe, die Gewalt, Unsicherheit, Angst, aber auch Ironie und Humor vereint. Yann Freichels Vorbilder sind die Maler der deutschen Sachlichkeit, wie George Grosz oder Otto Dix.
Nüchtern, sachlich, düster, aber auch gesellschaftskritisch und karikaturistisch im Ausdruck - so seziert Yann Freichels oft ironisch die deutsche Malereigeschichte des frühen 20. Jahrhunderts.
Die künstlerische Inspiration findet Yann Freichels wenn er durch den Alltag wandert und alles sammelt, das ihn berührt. "Es hat viel zu tun mit dem, was heute passiert, gesellschaftlich, zwischenmenschlich, in der Straße, oder Themen, die ein bisschen weiter die Welt beinhalten, was ich in den Nachrichten oder so lerne."
Auch das ständige Zusammenspiel von Gewalt und Macht, soziale und soziologische Entwicklungen in der Gesellschaft, die soziale Gegenwart vor dem Hintergrund einer unsicheren Zukunft - all das spiegelt sich in den Werken Freichels wieder.
"Ich glaube, dass es noch ein großes Pulk von Menschen gibt, die bereit sind, zu fühlen und mitzufühlen. Dafür ist ein Museum da. Ich sage immer, wir brauchen Museen, weil in Museen Empathie gelernt wird, der Umgang mit dem extremen Unbekannten, mit dem Sinnlosen, mit dem sich nicht sofort Vermittelnden, mit dem Komplexen, mit dem Unbequemen", so Ikob-Direktor Frank-Thorsten Moll. Daher eignet sich auch das Ikob als Zentrum für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Gegenwart.
Yann Freichels erste Einzelausstellung in Ostbelgien wird am Sonntag mit einer Vernissage um 15 Uhr eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 9. Juni geöffnet.
Chantal Delhez