Auf einem Speicher mitten im Dorfkern von Membach entstehen die bunten Acrylgemälde, Collagen und Kompositionen von Romain Van Wissen. Unermüdlich scheint er zu sein, seine Kreativität unerschöpflich. "Wenn ich ein Thema habe, dann arbeite ich gerne viel und danach suche ich aus, was ich ausstellen möchte. Das ist eigentlich so ein Prinzip. Und ich brauche die Schnelligkeit, dass da nicht zu viel Präzision und zu viel Überlegung ist. Damit die Spontanität da ist."
Trotz der Schnelligkeit: Die Gemälde von Romain Van Wissen sind präzise. Farbintensiv und voll gepackt mit Geschichten, die entdeckt werden wollen. Vor zehn Jahren wurde der 59-Jährige als "Künstler der Deutschsprachigen Gemeinschaft" ausgezeichnet. "Damals habe ich viel mit Raumgefühl gearbeitet. Das ist noch immer wichtig. Aber für mich ist es auch wichtig, auch andere Themen zu bearbeiten. Ich habe voriges Jahr eine Ausstellung gemacht über Licht. Das ist ein klassisches Thema in der Malerei. Ich wollte es aber anders angehen und habe dann Lampen und Glühbirnen und solche Sachen gemalt."
Seitdem geht es immer weiter. Die Themen wechseln ständig. Seine Ausstellungen kann Romain Van Wissen kaum noch zählen. Dabei arbeitet er ganztags als Ergotherapeut in einer hiesigen Klinik. Sich ganz und gar der Kunst zu widmen, hat er bislang noch nicht gewagt. " Das Problem ist, dann ist man abhängig von dem, was man verkauft. Und da macht man dann Sachen, die man leicht verkauft und das hat dann nicht mehr so viel mit Kunst zu tun, finde ich. Das ist dann eher dekorativ und dann ist die Auseinandersetzung nicht mehr so stark, wenn man sich nicht frei fühlt."
Freiheit. Das ist es wohl auch, wenn man sich als Künstler seine Galerie aussuchen kann. So kommt Galerist Michel Huynen zum Künstler Romain Van Wissen. "Er erlaubt uns, zwischen Surrealismus, Fantasie und etwas Naivität zu reisen. Seine Arbeiten sind auch ästhetisch. Nicht einfach schön oder dekorativ, sondern ästhetisch. In seinen Arbeiten zeigt er eine echte Persönlichkeit."
Die neue Ausstellung widmet sich dem Thema "La vrai vie" - "Das wahre Leben". Zu sehen sind 120 Kompositionen aus zwei Zyklen. "La vraie vie ist ein Thema, das ich voriges Jahr ausgebaut habe, nachdem ich einen Werbeslogan in einer Zeitschrift gesehen habe. Das war ein Werbeslogan für Kleider. Ich dachte: Was hat das mit "La vraie vie" zu tun. Und das hat mich immer etwas aufgeregt. Und da dachte ich: Was ist eigentlich das wahre Leben?" Dabei taucht der Schriftzug "Das wahre Leben" in 70 verschiedenen Sprachen auf.
Die zweite Serie beschäftigt sich mit dem für Van Wissen typischen Thema der "Häuser und Hütten". Traumwelten treffen auf surrealistische Farbspiele und präzise Zeichnungen.
"La vraie vie" von Romain Van Wissen ist in der Galerie "ABC&Design" bis zum 30. März in Verviers zu sehen. Mehr Infos unter www.abcetdesign.be
Simonne Doepgen