Seit rund 30 Jahren gibt es das Künstlerinnenkollektiv "dreieck/triangel/driehoeck". Der Austausch ist eng - und ja, sagen sie, es gibt kulturelle Unterschiede. Das mache es ja spannend. Damit die Arbeiten nicht beliebig werden, suchen sie sich gemeinsame Themen. In den vergangenen zwei Jahren haben sich elf der Mitglieder mit den Geschichten auseinandergesetzt, die das Museum "Vieille Montagne" in Kelmis erzählt: Geschichten aus und über Neutral-Moresnet, die Geologie und den Galmeiabbau, die "Vieille Montagne" und die Zinkherstellung.
"Die Auseinandersetzung mit dem Museum und den Themen haben wir vorausgesetzt und gesagt, es muss einen Bezug dazu haben, zu irgendeinem der Aspekte, die hier gezeigt werden", erklärt Uta Göbel-Groß von "Dreieck". "Mia hat die Kaufkinder behandelt. Mich haben sofort die Erze, die Steine, die Fossilien total interessiert, die hier auch im Nebenraum ausgestellt sind. Und so hat jede ihr Feld gefunden, wo sie angefangen hat zu arbeiten."
Dabei wird deutlich, dass sich letztlich doch ein weiblicher Blick auf die vielen Aspekte richtet. Mia Meyers ist eine der Künstlerinnen, die das Schicksal der Kaufkinder sehr beschäftigt hat. 300 sind namentlich aufgezeichnet. 30 Namen hat sie für ihr Kunstwerk ausgewählt - und für jedes Kind ein weißes Hemdchen bestickt: mit Namen und Geburtstag.
"Das Thema der Kaufkinder ist sehr präsent", erklärt Direktor Jan Sabri Cetinkaya. "Die ganze Auseinandersetzung mit Weiblichkeit in Verbindung mit Bergbau und mit den Tiefen der Erde - das ist schon etwas sehr Besonderes. Und das ist auch meiner Meinung nach das, was die Ausstellung und die Kunstwerke so einzigartig machen."
Und noch eine Besonderheit zeichnet diese Ausstellung und die Kooperation zwischen Künsterlinnenkollektiv und Museum aus: Die Werke sind nicht allein in einem gesonderten Raum ausgestellt, sondern auch in die Dauerausstellung integriert. So finden sich zwischen den Porträts der altehrwürdigen Direktoren der "Vieille Montagne" nun bunte und auch freche Frauen-Porträts. Die Kunstwerke auszumachen, macht Spaß - sich einzulassen auf die künstlerische Auseinandersetzung der Frauen mit dem jeweiligen Thema macht zuweilen nachdenklich.
Beide Ausstellungen gewinnen dadurch. "Weil das Konzept der Ausstellung ja darauf beruht, dass sich die Künstlerinnen mit den Geschichten des Ortes und des Museums beschäftigt haben und das in Kunstwerke übersetzt haben", so der Direktor. "Deshalb finde ich es eine gute und erfrischende Idee, die Kunstwerke auch da auszustellen, wo die Inspiration herkommt. Und es soll auch dazu anregen, sich kritisch mit der Geschichte und den Geschichten auseinander zu setzen und vielleicht etwas Emotion reinzubringen in das, was die trockenen historischen Fakten nur schwer rüber bringen können."
Die Ausstellung "Grenzüberschreitung" ist noch bis zum 21. Januar im Museum "Vieille Montagne" in Kelmis zu sehen.
Gudrun Hunold