Gegenüber der Burg Raeren, im Haus Zahlepohl, dreht sich auf der ersten Etage alles um Keramik, genau genommen um preisgekrönte Keramik. Ausstellen durften die Sieger der letzten Ausgabe vom Euregio-Keramikwettbewerb. Titel der Ausstellung: Porzellan hoch Drei.
"Das hat den Grund, dass die drei ersten Preisträger alle Porzellan herstellen. Allerdings sieht man da auch sehr schön, wie unterschiedlich heutzutage Porzellan sein kann. In seinen modernsten Ausformungen und in höchster Professionalität", erklärt Ralph Mennicken, der Direktor des Töpfereimuseums. "Der Publikumspreis ist kein Porzellan. Da geht es um Skulpturen, die man fast als 3D-Kunst bezeichnen könnte, allerdings aus Keramik und als moderne Kunst."
Auch wenn die Keramik-Skulpturen von Franz Thevis nicht Teil des Ausstellungstitels sind, nehmen seine Werke einen ebenbürtigen Platz ein. Zum Teil sind sie in der Mitte des Ausstellungsraums platziert - und das zurecht. Die Skulpturen verlangen fast schon danach, von allen Seiten betrachtet zu werden.
Die Skulpturen geben ein ästhetisches Bild wieder. Betrachtet man aber die vielen Details rund um diese 3D-Puzzles, dann stößt man auf die Struktur der Skulpturen, die dem Ganzen noch mehr Tiefe gibt. Auf dem Keramikmarkt im vergangenen Jahr hat Thevis die Besucher damit in den Bann gezogen, die ihn dafür mit dem Publikumspreis ehrten.
Bei der Jury überzeugten zwei Keramiker, die Porzellan herstellen, besonders. Andile Schöllhorn sicherte sich den dritten Platz. Die gebürtige Südafrikanerin lässt in ihrem Porzellan Tradition und Kultur verschmelzen. Traditionelles, gerades, unverschnörkeltes Porzellan schmückt sie mit kulturellen Motiven. Im Fokus vorwiegend Porträts von afrikanischen Frauen. Europäische und afrikanische Traditionen treffen aufeinander und verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk.
Von Tradition kann man auch beim Porzellan von Atusihi Kitahara sprechen. Zumindest fangen seine Werke mit traditionellen Formen an, die der gebürtige Japaner dann "dekonstruiert". Die Jury zeichnete seine Arbeit mit dem zweiten Platz aus. Vor allem durch seine Dekonstruktion eines Würfels, den er auseinander nimmt und die einzelnen Seiten in einer ungewohnten Form wieder zusammensetzt. Die Grundform bleibt jedoch immer zu erkennen.
Neben Würfeln und Vasen hat der Künstler so auch ein Tee-Set "dekonstruiert". Was daraus wurde: ein Kunstobjekt mit Ecken und Kanten, das aber auch zum Tee trinken genutzt werden kann.
Die Keramikerin Sonja Sebes-Top wurde letztes Jahr von ihren Kollegen mit dem ersten Preis ausgezeichnet und setzt in ihren Werken florale Motive ein. Mit dem Pinsel setzt sie dazu farbige Akzente. Was entsteht, ist Porzellan mit abstrakten und realistischen Elementen. Jedes Stück ein Unikat, und doch kann man die einzelnen Gegenstände miteinander kombinieren, man kann sich sogar ein Service daraus zusammenstellen.
Kaufen kann man alle Ausstellungsstücke, aber auch nur einen Blick drauf werfen lohnt sich. Zu sehen gibt es im Haus Zahlepohl einiges.
re/est