Nach wie vor sind Frauen im Kunstbetrieb unterrepräsentiert, erklärt Brenda Guesnet, stellvertretende IKOB-Leiterin im BRF-Interview.
Frau Guesnet, gibt es in der Kunstwelt auch ein Geschlechterungleichgewicht?
Ja, auf jeden Fall. Wie wir das auch im Rest der Gesellschaft sehen, gibt es nach wie vor ja doch noch ein großes Gefälle zwischen Männern und Frauen in der Kunstwelt. Das sieht man vor allem auf dem Markt, wo Männer nach wie vor sehr viel höhere Preise erzielen als Frauen. Aber man sieht es auch in der Kunstwelt, wo auch Frauen immer noch weniger Aufmerksamkeit bekommen für ihre Arbeit.
Welche Bedingungen muss man – oder besser gesagt Frau – denn erfüllen, um sich zu bewerben?
Um sich für unseren feministischen Kunstpreis zu bewerben, sollte man als Künstler oder als Künstlerin in Belgien, den Niederlanden, Deutschland oder Luxemburg arbeiten und leben. Und das ist eigentlich schon fast die einzige Voraussetzung.
Natürlich suchen wir nach Künstlerinnen und Künstlern, die sich irgendwo mit feministischen Themen auseinandersetzen. Aber es ist jetzt auch keine Voraussetzung, dass die Kunst explizit über Feminismus sein muss. Damit kein Missverständnis entsteht, möchte ich auch nochmal betonen, dass der Preis für Frauen und Männer und alle anderen Geschlechter, die es noch so gibt, offen ist. Das heißt, da gibt es keine Anforderungen außer diesem regionalen Bezug.
Da der Preis nur alle drei Jahre vergeben wird, darf man noch mal fragen, was es denn zu gewinnen gibt?
Genau. Es gibt drei Preise dieses Jahr und die Preise sind jeweils mit Geld verbunden und auch mit einem Sammlungsankauf. Das heißt, der erste Preis ist ein Geldpreis in Höhe von 10.000 Euro, der zweite 7.500 Euro. Und was ich auch noch mal speziell betonen möchte, ist, der dritte Preis ist traditionell ein regionaler Preis, der mit 1.500 Euro dotiert ist. Das bedeutet also, dass mit dem Preis normalerweise eine Künstlerin oder ein Künstler hier aus Ostbelgien ausgezeichnet wird.
Sind in der Jury denn auch Frauen? Sonst wäre es ja komisch?
Die Jury besteht nur aus Frauen aus verschiedenen Ländern und in verschiedenen Positionen. Wir haben einmal Paula von den Bosch, die Kuratorin des Bonnefantenmuseums in Maastricht in den Niederlanden. Dann haben wir Anastasia Chaguidouline aus Luxemburg. Die arbeitet dort als unabhängige Kuratorin. Und wir haben Els Roelandt, die im Kiosk in Gent als Redakteurin arbeitet. Und dann Nadia Vilenne, die ja hier ein Lüttich schon sehr lange eine Galerie betreibt mit demselben Namen.
Infos und Kontakt
Anmeldeschluss für den Feministischen Kunstpreis 2022 ist der 24. April. Die Arbeiten werden vom 24. Juni bis zum 25. September 2022 gezeigt. Mehr Informationen auf der Webseite des IKOB.
mz/sh