"Mich begeistert die Willkür von Aquarell. Man muss mutig damit umgehen. Als ich Aquarelle von anderen gesehen habe, habe ich mich gefragt, wie schaffen sie das? Ich möchte das auch." Das Unberechenbare der Nass-in-Nass-Technik des Aquarell fasziniert Iris Kan nach wie vor.
Wie Wasser muss Aquarell fließen, und man muss es fließen lassen, sagt sie. So entstehen die Variationen von Farben, Licht und Schatten, die die Autodidaktin so anziehen. Gemalt hat die gebürtige Kasachin schon in ihrer Jugend. Der Aquarell-Technik widmet sie sich erst seit vier Jahren. Eine herausfordernde Technik, die in ihren Augen oft unterschätzt werde: "Das Bild muss in einem Stück fertig gemacht werden. Es wird auf Baumwollpapier gearbeitet. Das muss vorher nass gemacht werden und auch nass bleiben. In der Zeit muss man es schaffen."
Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, brauche man nicht nur hochwertiges Papier und die richtigen Farben aus natürlichen Mineralien, sondern auch eine gründliche Vorbereitung. Die beginne im Kopf und in der Seele, so Iris Kan: "Das dauert manchmal Wochen. Man muss sich geistig und technisch vorbereiten: Eine Skizze machen, Farben auswählen, die Komposition, und so weiter. Die Hauptsache ist, dass es leuchtet. Es muss in der Seele reifen, nur dann kann ich an das Papier gehen und es machen."
Mit Begeisterung saugt Iris Kan die Schönheiten der Landschaft in ihrer ostbelgischen Wahlheimat rund um Kelmis auf. Motive aus der Natur bieten sich ihr besonders für die weiche und fließende Aquarelltechnik an - aber auch Dorfansichten, Kirchen und Burgen, neue Impressionen wie alte Erinnerungen: "Ein bisschen Belgien, ein bisschen Russland, manchmal inspiriert mich ein Foto, ein Blick."
So wie der Blick auf Clermont. Dem Dorf hat Iris Kan drei Aquarelle gewidmet: "Wenn man auf der Lütticher Straße zum Herver Land fährt, geht es an Clermont vorbei. Das geht ganz schnell, diesen Moment erfassen, in verschiedenen Jahres- und Tageszeiten, das hat mich fasziniert."
Ob Landschaften, Blumen, die Türme von St. Nikolaus, die Burg Reinhardstein oder eine Kirche aus ihrer Heimat in Kasachstan - in all ihren Aquarellen geht es Iris Kan um das Leuchten, um Leichtigkeit und das Element Luft. Das hat sie auch bei ihrem nächsten Projekt im Blick: "Ich liebe die Alpen und ich möchte sie gerne malen."
Rund 35 Aquarell-Arbeiten aus den letzten drei Jahren zeigt Iris Kan ab Freitagabend im Haus Zahlepohl in Raeren. Die Ausstellung ist bis Ende Januar zu sehen und während der Öffnungszeiten des Hauses mit Covid-Safe-Ticket zugänglich. Alle Informationen gibt es im Netz unter haus-zahlepohl.eu.
Michaela Brück