"Das ist die wichtigste Ausstellung, die es je gegeben hat - nicht nur für dieses Haus und die Stadt Aachen, sondern für die ganze Euregio." Stolz präsentiert Peter van den Brink die Ausstellung in Aachen. Es ist seine letzte als Direktor des Suermondt-Ludwig-Museums, bevor er im November in den Ruhestand geht. Und vielleicht seine bedeutendste. Denn für ihn steht fest: Dürer ist als Künstler unübertroffen - bis heute: "Dürer ist für mich der größte Künstler aller Zeiten. Wir haben hier so viele Kunstwerke von ihm zusammengebracht, die er in einem Jahr geschaffen hat: von 1520 bis 1521."
Die 90 Meisterwerke Dürers, die in Aachen gezeigt werden, kommen aus internationalen Sammlungen, darunter das Königliche Museum für Schöne Künste in Antwerpen. Das Bild vom "Heiligen Hieronymus im Studierzimmer" - angeblich sein meist kopiertes Gemälde - wurde sogar vom Direktor des Nationalmuseums für Alte Kunst in Lissabon persönlich nach Aachen gebracht. Unter den vielen Exponaten sind selbst für Dürer-Kenner einige Überraschungen, verspricht Direktor van den Brink. Denn das Oeuvre Albrecht Dürers sei so groß, dass viele Werke gar nicht bekannt seien: "Ob es Federzeichnungen sind oder Gemälde, Grafiken, Zeichnungen. Oder Skulpturen seiner Zeitgenossen. Es sind spannende Gegenüberstellungen verschiedener Künstler und Themen."
Es war eine Zeit des Umbruchs, als Dürer 1520 mit seiner Frau und der Dienstmagd vom süddeutschen Nürnberg aufbrach in die habsburgisch regierten burgundischen Niederlande. Ihr Ziel: das über 800 Kilometer entfernte Antwerpen. Die damalige Kunst- und Handelsmetropole wurde für ein Jahr Dürers Wahlheimat. Wohl mit ein Grund dafür, dass Flandern die Ausstellung in Aachen gefördert hat: "Ich glaube, wenige Leute wissen, dass Dürer eine Reise nach Flandern gemacht hat und in Mechelen, Gent, Brügge und Antwerpen war. Man sieht sehr viele Werke davon, in Flandern, NRW und die Niederlande - wir sind eine EU-Region. Ich glaube, dass kulturelle Diplomatie eine Methode der Außenpolitik ist, um einander besser kennenzulernen", sagt Jeroen Overmeer, Kabinettschef des flämischen Ministerpräsidenten.
Was Albrecht Dürer auf seiner Reise sah und erlebte, wen er traf, wofür er sein Geld ausgab - all das hat er in seinem Reisebuch festgehalten - einer Kombination aus Rechnungsbuch und Reisenotizen, von dem noch eine Abschrift besteht. Originalblätter daraus und weitere historische Dokumente ergänzen die Ausstellung, die spannende Einblicke in die damalige Zeit gebe, findet die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen: "Er ist der Influencer des 16. Jahrhunderts, weil er viel von Reisen dokumentiert und gezeichnet hat, um das für nachfolgende Generationen sicher zu stellen."
Sieben Jahre Arbeit stecken in der Ausstellung, an der ein ganzes Team mitgewirkt hat. Das Ergebnis stellt Direktor Peter van den Brink mehr als zufrieden: "Es ist eine wunderbare Ausstellung geworden. Ich bin ein glücklicher Mensch. Und so wird jeder glücklich sein, der kommt."
"Dürer war hier" ist noch bis zum 24. Oktober im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum zu sehen. Danach geht die Ausstellung nach London.
Michaela Brück