Kinder stehen im Mittelpunkt der neuen Werksserie von Raphaël Demarteau. "Hier habe ich viel mit dem Thema Unschuld gearbeitet. Die Unschuld, die man hat, wenn man ganz jung ist. Und auch das, was man mit Unschuld verbindet. Auch die Eltern-Kind-Beziehungen greife ich auf", erklärt der Künstler.
"Ich schaue aber auch auf die sozialen Unterschiede, denn meine Familie und ich sind viel gereist. Während dieser Reisen ist uns bewusst geworden, wie viel Glück wir hier haben, über unser Leben selbst bestimmen zu können, auswählen zu dürfen. Denn das ist längst nicht allen Menschen möglich. Das alles möchte ich in der Galerie Fox zum Ausdruck bringen."
Die Mädchen aus der Baelener Dorfschule wollten vom Künstler wissen, mit wieviel Jahren er angefangen hat zu zeichnen. "Ich habe ganz klein angefangen. Ich habe im Unterricht auf meine Blätter gemalt - was ich natürlich nicht durfte", lacht Demarteau.
"So richtig habe ich aber in Kanada mit dem Zeichnen begonnen. Dort habe ich mein sechstes Schuljahr wiederholt. Seitdem zeichne ich jeden Tag. Ich habe viele verschiedene Techniken erlernt - Töpfern, Bildhauen, Zeichnen, Malen, Gravieren."
Raphael Demarteau studierte drei Jahre lang Malerei an der Kunstakademie von Saint-Luc in Lüttich, es folgte ein Masterstudium für neue Kunsttechniken in Rom. Heute ist er Kunstlehrer am Institut Notre-Dame in Cerexhe-Heuseux in der Gemeinde Soumagne.
Damit verbunden ist die Offenheit, ganz spontan stets Neues auszuprobieren: "Es kommen immer wieder bestimmte Formen in meinen Werken vor. Diese Formen habe ich selbst ausgeschnitten und graviert. Mit diesen Schablonen bedrucke ich dann verschiedene Bilder."
Dabei ist der 39-Jährige auch immer ganz nah an der Aktualität, Themen wie Migration und Umweltschutz kommen immer wieder vor. Ganz neu ist in diesem Jahr eine Folge von Tuschezeichnungen. "Die Aktualität um mich herum berührt mich sehr. In diesem Zusammenhang habe ich ein neues Projekt begonnen. Darin geht es darum, jeden Tag während einem Jahr eine Zeichnung zu einem aktuellen Thema zu machen. Das Projekt wird mich das ganze Jahr 2020 begleiten."
Ob die Beisetzung des iranischen Generals Soleimani, die belgischen Berge von unbearbeiteten Akten oder auch neue Wege für die Ravel-Strecken - das alles packt der in Baelen lebende Künstler in seine Aktualitätsfenster. Eine Herangehensweise, die auch den Galeristen Michael Bohn überzeugt hat: "Es ist eine unglaubliche Spontaneität, die in seinen Werken steckt. Er beherrscht die Techniken perfekt, würde ich sagen. Und vor allem die abstrakten Sachen in seinen Gemälden gefallen mir außerordentlich gut."
So lag es auf der Hand: Raphaël Demarteau sollte auch in Eupen ausstellen. Zu entdecken sind seine Werke vom 7. Februar bis zum 22. März in der Galerie Fox in Eupen.
Simonne Doepgen