Eric Legrain - das ist doch der mit den Frittenbuden. Den Künstler stört es überhaupt nicht, wenn die Menschen ihn immer noch damit verbinden. Im Gegenteil: Er ist stolz darauf und pflegt dieses Motiv, das ihn vor vielen Jahren bekannt gemacht hat.
Doch im Mittelpunkt steht in Krewinkel ein ganz anderes Thema: der Kreuzweg - ein Thema, das Eric Legrain seit seiner Kindheit bewegt. Bislang fehlten ihm aber Ort und Gelegenheit, sein Projekt zu realisieren. "Das ist ein Kreuzweg mit den 14 Stationen. Sie sind nicht figurativ, nicht realistisch, aber auch nicht ganz abstrakt - etwas dazwischen. Und ich bin sehr froh, diese Gelegenheit gehabt zu haben."
Legrain hat die Bilder eigens für die Ausstellung in Krewinkel gemalt. Mit Goldfarbe, Acryl- und Pastellfarben hat Eric Legrain seine Arbeiten auf Leinwand gebracht. Dabei hat er sich von der Architektur und den Farben der Kapelle inspirieren lassen. "Ich habe zu Hause gearbeitet und mich dabei an das Rot der Mauern erinnert. Die Kreuzweg-Serie nimmt die Farbstruktur der Kapelle auf."
Die Beschäftigung mit dem Kreuzweg war für Legrain auch ein Rückblick auf seine Kindheit in Namur. "Ich habe an all die Jahre gedacht, als ich Messdiener war. Ich war auf einer katholischen Schule, war bei den Pfadfindern. All das ist lange her und vorbei. Ich bin sehr froh, diese katholische Erziehung gehabt zu haben. Aber heute bin ich nicht mehr überzeugt."
Und dennoch ist ihm der Kreuzweg ein Herzensanliegen. Ein Motiv, das in seinen Augen jeden von uns ansprechen kann. "Das erleben wir alle jeden Tag ein bisschen. Ich glaube, wir tragen alle ein Kreuz. Man kann sich damit identifizieren. Wir müssen Dinge tun, die wir eigentlich nicht wollen. Ich glaube, Jesus hatte auch nicht wirklich Lust, sein Kreuz zu tragen. So ergeht es uns auch ein bisschen."
Neben dem Kreuzweg hat er andere Themen in die Ausstellung einfließen lassen - hochpolitische und brandaktuelle. Ein Bild zeigt den Thron der Diktatoren mit nur drei Beinen. Er wird zusammenbrechen, wenn sich Alleinherrscher darauf setzen.
Dann taucht neben dem Kreuzweg doch noch die Frittenbude auf - aber nicht witzig und ironisch wie in früheren Arbeiten. Düster erscheint sie auf dem Bild "Un dimanche noir" - Ein schwarzer Sonntag an der flämischen Küste. Gemeint ist der Wahlsonntag, auf den Eric Legrain mit einem kreativen Wutschrei reagiert hat.
"Ich war aufgebracht und wütend, als ich das Ergebnis der Wahlen in Flandern gesehen habe und den Aufwind des Vlaams Belang. Ich habe Kinderheitserinnerungen an die belgische Küste und viele flämische Freunde, sehr sehr nette Menschen. Auch für sie habe ich dieses Bild gemalt."
In Krewinkel gibt Eric Legrain auch schon einen kleinen Ausblick auf seine neue Serie über Schmuggler. Sie wird Teil einer Wanderausstellung ab September in Eupen, Maastricht und Aachen zum Thema "Grenzen".
Schmuggler, Frittenbuden und der Kreuzweg - das passt eigentlich nicht so richtig zusammen, gibt Eric Legrain lachend zu. Doch das sei es, was er liebe: das scheinbare Chaos, die organisierte Unordnung.
An den drei kommenden Wochenenden im Juni zeigt Eric Legrain in der Kulturkapelle Krewinkel seinen ganz eigenen Kreuzweg. Eine Premiere und eine einmalige Gelegenheit, sagt er, die Serie in dieser Zusammenstellung zu sehen. Geöffnet ist die Kapelle dieses und nächstes Wochenende, am Samstag von 14 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
Michaela Brück