Pendler am Brüsseler Zentralbahnhof werden es sofort bemerkt haben: Ihre Station sieht verändert aus. Einige Wände sind mit Figuren aus Gemälden des 16. Jahrhunderts dekoriert: tanzende Bauern, Dudelsack-Bläser, bewaffnete Frauen, Dämonen. Es sind Drucke von Pieter Bruegels berühmten Ölgemälden "Der Bauerntanz" und "Die tolle Grete".
Neben der Wanddekoration wurde in der großen Halle des Hauptbahnhofs auch ein halboffenes Zugabteil aufgebaut. Wer sich hinein setzt und aus dem "Fenster" schaut, der sieht auf digitalen Bildschirmen Szenen aus Bruegels Winterlandschaft.
Die Initiative zu dem Projekt kommt vom Verkehrsverband Toerisme Vlaanderen. Er investierte 30.000 Euro in die Verwandlung des Bahnhofs. Das Projekt ist Teil eines umfassenderen dreijährigen Programms, das die flämischen Meister der frühen und späten Renaissance in den Mittelpunkt rücken will. Mit mehreren Ausstellungen sollen ausländische Besucher angezogen und ihr Interesse für Rubens, Van Eyck und Bruegel geweckt bzw. gestärkt werden.
Im Fall von Pieter Bruegel ist der Startschuss gefallen. Das Experiment am Bahnhof läuft bis zum 21. April - die SNCB bietet Ticketpakete an. Daneben haben Besucher die Möglichkeit, im sogenannten Dynastiegebäude im Herzen der Stadt eine virtuelle Reise durch Bruegels Leben und seine wichtigsten Werke zu unternehmen. Höhepunkt ist eine 360-Grad-Projektion, durch die man in die Welt der Gemälde eintaucht.
Auch im Freilichtmuseum Bokrijk bei Genk steht Pieter Bruegel der Ältere im Mittelpunkt. Ab sofort und bis zum 20. Oktober ist dort eine interaktive Ausstellung zu sehen. Denn: Zentrale Rolle spielt in Bokrijk der "einfache" Mensch - wie das auch in den Arbeiten Bruegels der Fall ist - sagt Hilde Schoefs, Kuratorin des Freilichtmuseums Bokrijk.
In Bokrijk, so sagen nicht nur Besucher aus Japan, hat man also das Gefühl, als würde man sich tatsächlich in einem Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren befinden. Verstärkt wird dieses Gefühl aktuell in der größten Scheune des Freilichtmuseums. Dort haben die Ausstellungsmacher einen riesigen Gemäldeteppich ausgelegt: 16 Meter auf zwölf Meter groß ist er.
Darüber hängt ein ebenso großer Spiegel. Auf dem Teppich fehlen Puzzlestücke, in die können sich die Besucher hinein legen und im Spiegel sich selbst als Teil des Gemäldes betrachten. Denn was Bruegel wollte, sagt Kuratorin Schoefs, ist den Menschen einen Spiegel vorzuhalten: "Wisst ihr eigentlich wirklich, wer ihr seid und wer ihr sein wollt?", war seine Frage.
belga/rtbf/vrt/jp