"Faszinierend an den Bildern finde ich, dass sie eine Geschichte erzählen und dass man viel reininterpretieren kann", sagt Rebecca Brunowsky. Die 17-jährige Praktikantin des Suermondt-Ludwig-Museums war noch gar nicht geboren, als die meisten Bilder von Marc Riboud entstanden. Dass die Bilder heute auch noch junge Menschen ansprechen, freut die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Fotografen. Seine Fotos seien zeitlos und hätten uns immer noch etwas zu sagen, meint Catherine Riboud.
Das findet auch Sylvia Böhmer. Mit der Ausstellung geht für sie ein persönlicher Traum in Erfüllung, denn die Kuratorin ist von Marc Ribouds Arbeiten fasziniert: "Weil ich seine Bilder authentisch empfand. Mich fasziniert auch seine Bildästhetik und hervorragende Bildkomposition." Eine Bildkomposition, die Gestaltungsprinzipien erkennen lässt, betont Sylvia Böhmer. Dass ein Fotograf nicht einfach nur die Kamera draufhält und Klick macht, "sondern dass er sich genau überlegt, "welchen Bildausschnitt nehme ich, welchen Hintergrund nehme ich, gibt es graphische Effekte im Hintergrund?" - das wird genau überlegt, wie ein Maler, der sein Bild komponiert."
Zusammen mit dem Archiv Marc Riboud in Paris hat Sylvia Böhmer aus unzähligen Fotos 140 ausgewählt. Von den ersten Anfängen Ribouds 1953 bis zu den jüngsten Arbeiten von 2002. Darunter seine wohl berühmtesten Fotos: der Anstreicher mit Zigarette im Mund auf dem Eiffelturm, den der junge Fotograf aus Lyon beim Flanieren durch Paris entdeckte. Und das Bild einer jungen Frau, die bei einer Friedensdemo in Washington 1967 bewaffneten Soldaten eine Blume entgegenhält. "Von diesen beiden Fotos haben wir die Kontaktabzüge hier, sodass man sehen kann, dass es ein Bild von einem ganzen Film ist. Man kann verfolgen, welches ausgesucht wurde."
Ribauds Reisen durch die ganze Welt
Der Ausstellungsbesucher kann chronologisch Ribauds Reisen durch die ganze Welt verfolgen. Eine große dreijährige Reise führte ihn durch die Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan bis nach Indien, dann nach China. Mehr als 20 Mal war er dort. Er war Augenzeuge großer Ereignisse, hielt aber auch das Leben einfacher Leute fest. Ribaud liebte visuelle Überraschungen, war neugierig und beobachtete gern, erzählt Catherine Ribaud, die seit 1978 an seiner Seite war.
Marc Riboud wollte von Nahem sehen, worüber alle Welt von Weitem sprach. Vor Ort ließ er sich viel Zeit. Er hatte keinen Plan, war offen und voller Entdeckerfreude. Catherine Ribaud hofft, dass viele junge Menschen wie Rebecca die Fotos ihres Mannes ansehen. Die Praktikantin des Museums, ist beeindruckt und hat auch schon ihre Favoriten: "Die Orient-Reisen sind einfach sehr schöne Bilder. Man merkt auch, dass er es leidenschaftlich gemacht hat."
Michaela Brück