Eine Treppe, die an einer Wand endet, ein Glas Wasser, das auf einem Regenschirm steht, Vorhänge, die von weißen Wolken herabhängen. Die Bilder des belgischen Malers René Magritte (1898-1967) spielen mit Abbild und Fantasie, mit Wirklichkeit und Illusion. Dass der weltberühmte Schöpfer dieser scheinbar träumerisch verrätselten Bilder seine Malerei jedoch als universelle Sprache verstand, dokumentiert vom 10. Februar an eine großangelegte Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main.
Unter dem Titel "Magritte. Der Verrat der Bilder" lotet die Retrospektive vor allem das Verhältnis des großen Surrealisten zur Philosophie seiner Zeit aus. Gezeigt werden bis zum 5. Juni rund 70 Werke, darunter auch seltene Arbeiten aus Privatsammlungen. Damit ist nach Darstellung der Kunsthalle zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder eine umfassende Werkschau des Belgiers in Deutschland zu sehen.
Doch tatsächlich neu ist die Ausstellung nicht: Sie wurde vom 21. September bis 23. Januar bereits im Centre Pompidou in Paris gezeigt, das die Retrospektive gemeinsam mit der Schirn konzipiert hat. Gut 600.000 Menschen besuchten nach Angaben von Kuratorin Martina Weinhart die erste Station in Frankreich - in Frankfurt am Main dürfte die Ausstellung nach ihrer Einschätzung ebenfalls zu einem der großen Besuchermagneten werden.
"Die Besucher erwartet eine Präsentation, die Magrittes vertraute Bildformeln vor dem Hintergrund der philosophischen Auseinandersetzungen seiner Zeit beleuchtet - ein Erlebnis für Auge und Geist", verspricht Schirn-Direktor Philipp Demandt. Mit seiner unverwechselbaren Bildsprache sei Magritte einer der populärsten wie auch einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Während in Paris rund 100 Arbeiten zu sehen waren, sind es in Frankfurt lediglich 70; zudem wurde die Präsentationsform geändert: Statt auf weiße Wände und quadratische Räume setzen die Macher am Main auf drei verschiedene Grautöne und fünf ineinander verschachtelte Abteilungen. Im Eingangsraum werden Super-8-Filme gezeigt, die Magritte in seinen letzten Lebensjahren gemeinsam mit seinen Freunden gedreht hat.
Die einzelnen Kapitel beleuchten Magrittes Auseinandersetzung mit dem Denken und der Philosophie. "Magritte sah sich nicht als Künstler, sondern vielmehr als denkender Mensch, der seine Gedanken durch die Malerei vermittelt. Ein Leben lang beschäftigte es ihn, der Malerei eine der Sprache gleichrangige Bedeutung zu verleihen", begründet die Schirn das Konzept. Magrittes Wort-Gemälde seien seine Antwort auf die Diffamierung der Malerei, ein Ausdruck seines Strebens nach Gleichwertigkeit zwischen Bild und Wort als Ausdrucksmittel des Geistes.
Dieses Bestreben gab der Ausstellung letztlich auch ihren Titel - er bezieht sich auf eines der bekanntesten Werke Magrittes: Darauf ist eine Pfeife abgebildet und der Schriftzug "Ceci n'est pas une pipe" - Dies ist keine Pfeife. Das Ölgemälde aus dem Jahr 1929 heißt "La trahison des images" ("Der Verrat der Bilder") und gilt als eines der Schlüsselwerke des Belgiers.
Zwar blieb die Beziehung Magrittes zu den Philosophen stets freundschaftlich, doch inhaltlich redeten sie aneinander vorbei. Der Maler erhielt weder von Alphonse De Waelhens noch von Chaim Perelman die philosophische Adelung, die er einforderte - bis zu seiner Begegnung mit dem großen Poststrukturalisten Michel Foucault. Er war es auch, der Magritte 1973 endlich die gebührende Anerkennung zuteilwerden ließ und ihm seine berühmte Schrift "Ceci n'est pas une pipe" widmete - da aber war Magritte schon sechs Jahre tot.
dpa/rkr - Illustrationsbild: Eric Vidal/BELGA