Die Kritiker stoßen sich an einer der Hauptfiguren der Geschichte. Das ist ein Mädchen namens Ruby, das in Alice Springs in Australien in einer indigenen Gemeinde als Pflegekind lebt und von dem Bösewicht des Romans entführt wird.
Die National Aboriginal and Torres Strait Islander Education Corporation (NATSIEC) kritisiert, dass indigene Familien dargestellt würden, als seien sie "leicht durch Geld zu beeinflussen" und "als würden sie die Sicherheit ihrer Kinder vernachlässigen". Damit werde ein rassistisches Stereotyp aufrechterhalten, sagt ein Sprecher der Vereinigung der australischen Zeitung "Guardian".
Hintergrund
Anfang des 20. Jahrhunderts hatten sich der australische Staat und die Kirchen in Australien daran beteiligt, dass Zehntausende Kinder von Aborigines ihren Eltern weggenommen wurden, um sie als billige Arbeitskräfte auszubeuten und sie gesellschaftsfähig für das weiße Australien zu machen. In den 1970er Jahren endete diese Praxis, erst 2008 entschuldigte sich die Regierung dafür. Der Schmerz bei den Indigenen sitzt aber immer noch tief.
Nachlässigkeit
Starkoch Jamie Oliver hat jetzt mit seinem Buch den Finger in die Wunde gelegt. Außerdem soll er noch Begriffe aus der indigenen Sprache falsch verwendet haben. Weder er noch der Verlag Penguin Random House haben es für nötig erachtet, vor der Veröffentlichung des Kinderbuchs ein sogenanntes "Authenticity Reading" durchzuführen. Keine indigene Organisation oder Person hat das Buch vorab gelesen.
Rückzug
Der Penguin-Verlag hat aufgrund der massiven Kritik entschieden, "Billy and the Epic Escape" in allen Ländern, in denen er die Rechte hält, aus dem Verkauf zu nehmen. Auch hat der Verlag zugegeben, dass es vor der Veröffentlichung keine Rücksprache mit Aborigines gegeben habe.
Jamie Oliver gab sich im "Guardian" untröstlich. Er ist derzeit in Australien, um sein neues Kochbuch zu promoten. Der Zeitung sagt er: "Ich bin am Boden zerstört, dass ich die Menschen beleidigt habe, und entschuldige mich aus tiefstem Herzen. Es war nie meine Absicht, diese zutiefst schmerzhafte Angelegenheit falsch darzustellen."
In der deutschen Übersetzung ist das Buch unter dem Titel "Billy und das Rätsel um die rote Frau" im Verlag Dorling Kindersley erschienen.
vrt/jp