Rund 15 Schriftsteller, etwa 50 Bücher als Neuerscheinung oder in neuer Übersetzung, zahlreiche Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen unter dem Motto "Alles andere als flach": So präsentierte sich Flandern auf der Buchmesse in Leipzig. Nicht allein, sondern im Tandem mit den Niederlanden - gemeinsam waren sie als Gastland geladen, obwohl sie gar nicht ein Land sind.
Eine Feststellung, die Kuratorin Bettina Baltschev zwar fast schon natürlich gelten lässt, gleichzeitig aber auch sagt: "Es ist ja eine Kulturregion, eine Sprachregion, und es ist ja bewusst entschieden worden, dass die Niederlande und Flandern zusammen auftreten, weil man das wirklich sehr schwer trennen kann, diese Buchkultur. Sie benutzen dieselbe Sprache, haben zum Teil auch dieselben Verlage, oft auch in den Niederlanden".
Es ist außerdem nicht das erste Mal, dass Flandern gemeinsam mit den Niederlanden als Gastland bei einer Buchmesse in Deutschland auftritt. 2016 schon war das Tandem Gastland auf der Frankfurter Buchmesse gewesen. "Dieser Erklärungsschritt war schon immer da, zu sagen: Okay, wir treten zusammen auf, weil wir eine gemeinsame Sprach- und Kulturregion sind."
Zum gemeinsamen Auftritt gehört auch, dass alles gemeinsam geplant wurde. "Es ist so, dass die Niederlande und Flandern diesen Auftritt immer gemeinsam geplant haben. Wobei die Gewichtung ungefähr immer so liegt, dass zwei Drittel Niederlande, ein Drittel Flandern gerechnet wurde, was die Autoren angeht, was die Finanzierung angeht und so weiter und sofort."
Verwirrt habe der gemeinsame Auftritt von Flandern und den Niederlanden auf der Messe grundsätzlich wenig. Den meisten Besuchern sei durchaus bewusst gewesen, dass Flandern nicht zu den Niederlanden gehört. "Man muss glaube ich nicht jedem Deutschen erklären, was Flandern ist. Flandern ist ein Teil von Belgien, da wird Niederländisch gesprochen. Was man glaube ich dann erklären muss, ist tatsächlich dieser Zusammenhang in der Literatur."
Und dieser Zusammenhang in der Literatur sei eben vorhanden. Da sei es für den deutschen Leser sicher auch schwierig, niederländische und flämische Literatur auseinander zu halten. Zumal grundlegende Unterschiede zwischen der flämischen und niederländischen Literatur nicht wirklich bestünden. "Natürlich hat die flämische Literatur Eigenheiten. Aber ich könnte mir vorstellen, wenn man von Deutschland aus schaut auf die niederländischsprachige Kultur, wird der einzelne Leser, die einzelne Leserin nicht unbedingt unterscheiden können: Ist das jetzt ein niederländischer Autor, ist das jetzt ein flämischer Autor?"
Das Zusammenspiel zwischen Flandern und den Niederlanden bei der gemeinsamen Vermarktung ihrer Literatur geht übrigens weiter. Für 2027 ist schon ein nächster gemeinsamer Auftritt als Gastland auf der Buchmesse im schwedischen Göteborg geplant.
Könnte ein Gastland Belgien auf einer Buchmesse auch ein Erfolg sein? Kuratorin Baltschev wägt ab. "Niederlande und Flandern, auf literarischem Gebiet, sind sehr eng miteinander verbunden. Ob jetzt die Variante Belgien allein als Gastland auftreten zu lassen, funktionieren würde, müsste man ausprobieren. Steht sicher jedem die Chance offen, das zu probieren."
Kay Wagner