Fünf Jubiläums-Ausgaben und eine Neuauflage der ersten acht Bände der Gesamtausgabe von "Spirou und Fantasio" erscheinen zum 100. Geburtstag von Franquin.
Mit der Serie "Spirou und Fantasio" war Franquin richtig bekannt geworden. Alle Abenteuer der Franquin-Ära sind in diesen ersten acht Bänden der Gesamtausgabe zu finden. Nicht nur einfach neu herausgegeben, sondern auch aufgepäppelt mit ergänzenden Texten und Fotomaterial. Die Bände sollen dieses Jahr nach und nach erscheinen. Die ersten beiden sind für Mitte Januar angekündigt, der letzte für Ende Juli.
Die Serie der fünf Jubiläumsausgaben begann bereits im Herbst mit einer geballten Portion von Franquins' Anti-Helden Gaston. Dabei hat der Carlsen Verlag die ersten Gaston-Alben, die es überhaupt gab und die zwischen 1964 und 1967 im frankophonen Raum erschienen sind, erstmals in der damaligen Form, nämlich im Querformat, jetzt auf Deutsch veröffentlicht. Als "Vintage"-Ausgabe, wie der Verlag das nennt, sind die fünf Alben in einem Schuber zusammengehalten.
Seit Dezember gibt es erstmals die "Die Bravo Brothers" in einer einzigen Ausgabe auf Deutsch. Das ist eine Geschichte mit Spirou, Fantasio und Gaston. Die Zeichnungen sind in einer neu kolorierten Version gedruckt. Der Band bietet außerdem viele Hintergrundtexte zum Leben und Schaffen von Franquin und den Menschen um ihn herum, Faksimiles der Originalseiten und unveröffentlichte Zeichnungen von Franquin.
Am 8. Januar soll das Taschenbuch "Gaston - Aus dem Leben eines Chaoten" erstmals überhaupt in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Das Buch kam in Frankreich 1965 heraus, wie jetzt in Deutsch auch in Taschenbuchform. Dafür musste Franquin viele seiner bereits veröffentlichten Strips dem Taschenbuchformat anpassen.
Für Ende Januar ist das Werk "Schwarze Gedanken" angekündigt. Es verspricht, einen etwas anderen Franquin zu zeigen. Einen Franquin, der Kritik übt an Dingen, die ihn in der Welt stören. An der Umweltzerstörung, dem Militär, dem Pferdesport. Schwarzer Humor und zynische Geschichten also. Außerdem ein Kurzinterview mit Franquin als weiteres besonderes Element.
Letztlich darf auch das Marsupilami nicht fehlen. Ende Februar kommt die Geschichte "Ein Nest im Urwald" neu heraus. Diesmal unter dem Titel "Huba! Eine Liebesgeschichte". Da wird erzählt, wie die Marsupilamis ihre Familie gegründet haben. Das alles ist neu arrangiert und koloriert, ohne die Rahmengeschichte mit Spirou und Fantasio, wie im Original. Sondern ganz konzentriert auf die Marsupilamis.
Comic-Experte: Franquin einer der größten Zeichner des 20. Jahrhunderts
Im Hamburger Verlag Carlsen ist Klaus Schikowski Programmleiter für Comics. Er selbst hat ein Buch über Comics geschrieben. Schikowski ist mit Franquin, Hergé und amerikanischen Comiczeichnern groß geworden. Franquin sei ihm aber immer besonders wichtig gewesen. "Da ich einfach immer die Vielschichtigkeit in seinem Werk gesehen habe", sagt Schikowski.
Das sei unter anderem das Besondere, das Franquin zu einem der größten seiner Zunft gemacht habe. "Er kann auf vielen unterschiedlichen Ebenen erzählen", sagt Schikowski. Im Vergleich zu Hergé zum Beispiel, der tolle Abenteuer gezeichnet habe, sei in den Zeichnungen von Franquin noch viel mehr Dynamik und Bewegung. Was sicher auch damit zu tun habe, dass Franquin vom Zeichentrickfilm kam.
"Auch wenn die Geschichten vordergründig komisch sind, so steckt auch immer ganz viel darin." In späteren Jahren habe Franquin auch verstärkt auf Umweltzerstörung und ähnliches hingewiesen. "So etwas empfinde ich als wichtig für einen Zeichner."
Dass der Carlsen-Verlag den 100. Geburtstag von Franquin mit so vielen Sonderausgaben begleitet, habe viel mit seiner eigenen Begeisterung für Franquin zu tun, sagt Schikowski. Franquin sei eben einer der größten Comiczeichner des 20. Jahrhunderts, und das könne man durchaus feiern.
Brüsseler Comicmuseum
Wer Franquin zu seinem 100. Geburtstag nahe sein möchte und dafür an einen bestimmten Ort gehen wolle, dem empfiehlt Schikowski das Comicmuseum in Brüssel. Dort sei viel von Franquin zu sehen und vor allem auch die Zeit der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu spüren, in der Franquin seine ganz große Zeit gehabt habe.
Der Junge, der nicht erwachsen werden wollte – Zum 100. Geburtstag von André Franquin
Kay Wagner