Die Geschichte von "Perlenbach" dreht sich um den heute verlassenen Ort Wollseifen und um die Tuchmacherstadt Montjoie, die erst kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs in Monschau umbenannte wurde. Deren Blütezeit war Ende des 19. Jahrhunderts langsam vorbei.
Vor diesem Hintergrund entwirft Anna-Maria Caspari ihren Roman. "Es geht um drei Personen: um Luise, um Jakob und um Wilhelm, die ihre eigenen Vorstellungen davon haben, wie sie ihr Leben führen möchten und in der Gründerzeit immer an ihre Grenzen stoßen, dass sie ihre Träume nicht so verwirklichen können."
Ein universelles Thema, eingebettet in das geographische und soziale Umfeld der Eifel. "Ich bin grundsätzlich der Überzeugung: Wenn man etwas schreibt, sollte man über etwas schreiben, wovon man ein bisschen Ahnung hat. Ich lebe am Rand der Eifel. Sie hat mich als Landstrich, als Landschaft immer schon interessiert. Ich finde auch, sie sollte ein bisschen mehr in den Fokus gerückt werden und deswegen habe ich mir Monschau und Wollseifen ausgesucht."
Wollseifen, das Dorf nahe der Urfttalssperre und der NS-Ordensburg Vogelsang, wurde Ende des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe zum Großteil zerstört. Und nach dem Krieg wurde es zum Teil des militärischen Sperrgebiets erklärt. Erst das britische, dann das belgische Militär nutzten die verbliebenen Trümmer für Schießübungen und den Häuserkampf.
Das Leben im Dorf hatte Anna-Maria Caspari in dem vor ein paar Monaten veröffentlichten Roman "Ginsterhöhe" erzählt. "Er spielt in den Jahren von 1919 bis 1949. Ich wollte zuerst nur einen Roman schreiben, habe beim Schreiben festgestellt, dass die Recherche so viel mehr hergibt und so viele interessante Aspekte auftauchen, dass ich das nicht ungenutzt lassen wollte. Dadurch ist dann 'Perlenbach' entstanden, was zeitlich vorgelagert ist, so ähnlich wie bei 'Star Wars' - da wechseln sich ja auch Prequels und Sequels in bunter Reihenfolge ab."
Und wo von einer Trilogie die Rede ist: Band drei erscheint nächstes Jahr im Herbst und wird "Schlehengrund" heißen. Ort der Handlung ist dann Embken am Rand der Zülpicher Börde, wohin es die Familien Lintermann und Simoni aus Wollseifen verschlagen hat. Vor dem Krieg hatte es im Embken eine große jüdische Population gegeben.
"Mich hat grundsätzlich die Frage interessiert, wie das Dorf, wie die Menschen dort damit umgegangen sind, das so nahe Mitbewohner einfach so verschwunden sind. Irgendwie muss das sich ja niedergeschlagen haben, das muss ja thematisiert worden sein. Um diese Frage geht es, neben der Entwicklung der Familien."
Erst einmal geht Anna-Maria Caspari mit "Perlenbach" auf Leserreise. Am kommenden Dienstag liest sie in Aachen-Burtscheid, in der Buchhandlung "Das Worthaus". "Da freue ich mich drauf, weil ich in der Buchhandlung als einer der ersten 'Ginsterhöhe' vorgestellt habe und das ist mit 'Perlenbach' genau so."
Im Herbst wird es in der Aachener Region weitere Lesungstermine geben - so etwa zum Abschluss der Veranstaltungsreihe Lit.Eifel in Monschau. "Ich habe aus 'Ginsterhöhe' zu Anfang der Lit.Eifel gelesen, im Frühsommer, und lese eben jetzt zum Ende des Jahres aus 'Perlenbach'." Und warum nicht, so Anna-Maria Caspari, einmal in Ostbelgien?
Stephan Pesch