„Huba! Huba? - Huba! Huba! Huba! Hop! Ja, es spricht auch in deutscher Sprache nicht wirklich verständlich, das gelbe Marsupilami mit dem ellenlangen Schwanz und den schwarzen Punkten überall auf seinem Körper. Getreu der Vorlage des belgischen Schöpfers André Franquin spricht auch das Marsupilami von Flix nur in eigentlich unverständlichen Lauten. Und trotzdem versteht man natürlich immer, was es meint.
Flix verknüpft seine Geschichte um das freundliche Tierwesen mit der Entdeckungsreise des deutschen Forschers Alexander von Humboldt. Der unternahm in den Jahren zwischen 1799 und 1802 eine Forschungsreise nach Südamerika. Und dort kommt das Marsupilami laut seinem Schöpfer André Franquin ja auch her: Aus dem nicht in der Wirklichkeit existierenden Dschungel von Palumbien, und mitten in dem Dschungel fängt der Comic an.
Humboldt ist dort mit seinem Begleiter, dem Franzosen Aimé Bonplan unterwegs. Durch Zufall entdecken sie das Marsupilami. Humboldt hält es zunächst für einen Affen. Zu langweilig, um das Tier mitzunehmen. Sein Begleiter sieht das anders, packt das schlafende Marsupilami in eine Kiste. Und so gelangt es nach Europa.
Jetzt gibt es im Comic einen Zeitsprung. Der Leser ist im Berlin vom Dezember 1931. Die Kisten von den Forschungsreisen Humboldts sind im Naturkundemuseum aufbewahrt. Noch nicht alle sind geöffnet. Und so finden das kleine Mädchen Mimmi und das Marsupilami zusammen. Wie das kommt und was danach geschieht, soll nicht weiter erzählt werden. Nur so viel: Die Geschichte macht viel Spaß, ist lustig und auch ein bisschen spannend, und lebt natürlich vom irrwitzigen Handeln des Marsupilami.
"Ich mag am Marsupilami seine anarchistische Herzlichkeit. Es ist eine Figur, mit der man vom ersten Moment an befreundet sein möchte. Es hat einen sehr klaren Kompass, was richtig ist und was falsch", sagt Zeichner Flix. "Und dazu, und das ist das Wichtigste, eine riesige Portion Humor. Diese Figur ist keine Bestie. Sondern ein Leuchtturm in dunklen Zeiten. Ein Wesen, das Hoffnung bringt. Und Freude."
Genau das findet der Leser im Comic wieder. Zeichentechnisch sind bezogen auf das Marsupilami kaum Unterschiede zum Original zu bemerken. Allgemein sind die Zeichnungen sehr zugänglich, befriedigen dabei aber eher den Geschmack eines breiten Publikums. Große Experimente darf man im Stil von Flix in diesem Comic nicht erwarten.
Trotzdem bleibt es ein intelligentes Werk, nicht nur durch den geschichtlichen Bezug zu Humboldt und zum Berlin der aufkommenden Nazi-Zeit. Auch einzelne Bilder und dort gezeichnete Orte sind nicht immer nur rein zufällig gewählt. Auf Seite 22 zum Beispiel trägt die Rotlichtbar den Namen "Unter der Laterne" - eine Anspielung auf ein Lied von Marlene Dietrich. Auf Seite 28 werden zumindest die Leser an das ikonische Buchcover von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ erinnert“, das ja auch in Berlin spielt. Die Zeichnungen auf Seite 45 erinnern an den Film von Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“.
Kurz: Diese deutsche Adaptation des belgischen Marsupilami aus Südamerika ist wirklich ein Genuss. Wer sich für Comics interessiert und neue Varianten von Klassikern mag, wird von diesem Band sicher nicht enttäuscht. Und auch für Leser, die sich wenig für Comics oder Comic-Klassiker interessieren, könnte man das Werk empfehlen. Frei nach den Worten, die Flix Alexander Humboldt auf Seite 14 in den Mund legt: „Wie hat ein kluger Mensch mal so schön gesagt? Die Welt ist bunt! Die Welt ist groß! Es gibt sooo viel zu entdecken“.
„Das Humboldt-Tier“ des deutschen Comiczeichners Flix ist im Carlsen-Verlag erschienen, hat 72 Seiten und kostet 16 Euro.
Kay Wagner