Eine Kooperationsgruppe aus Ländlichen Gilden, Landfrauenverband und dem Bistum Lüttich hat Pierre Stutz zu einem Vortragsabend in den Alten Schlachthof nach Eupen eingeladen. Dort wird er sein Buch "Lass dich nicht im Stich" vorstellen.
Ärger, Wut und Zorn sind Gefühle, die jeder kennt, die aber meist nicht erwünscht sind. Leider, sagt Pierre Stutz. Der Schweizer Theologe und Autor spricht dabei aus eigener Erfahrung.
"Ich bin in einem katholischen Milieu aufgewachsen, war der Jüngste von vier Kindern. Natürlich haben wir auch gestritten. Aber Ärger sollte nicht sein. Ich habe ihn mir verboten und dachte, ich bin ein glücklicher Mensch. Aber ich habe nicht gemerkt, dass viel Wut in mir ist, weil ich einen großen Gerechtigkeitssinn habe."
Wenn Pierre Stutz referiert oder schreibt, fließt immer auch seine eigene Lebensgeschichte mit ein. Das macht ihn für viele Leser und Zuhörer authentisch. So beschreibt er auch an seinem Beispiel, wie verdrängte Gefühle in die Krise und zu Krankheiten führen können.
"Das ist eine Tragik, dass im Christentum die Selbstliebe übergangen wird. Ich hatte mit 38 Jahren zwei Jahre lang einen Burnout. Ich hatte nicht gelernt, für mich zu sorgen."
"Lass dich nicht im Stich" fordert Pierre Stutz deshalb seine Leser und Zuhörer auf. Darum wird es auch bei seinem Vortragsabend in Eupen gehen. Mit seinen Büchern und Vorträgen wolle er den Menschen Mut machen, sagt der ehemalige Priester, der sich auch als spiritueller Begleiter versteht.
Auch mit vermeintlich negativen Gefühlen könne man konstruktiv umgehen. "Nimm dir 30 Sekunden Zeit. Atme tief durch und stampfe mal auf den Boden. Da brauen sich Energien zusammen, die entladen werden müssen."
Man ist der Aggression nicht hilflos ausgeliefert. Davon ist Pierre Stutz überzeugt. Er glaubt an die positive Kraft von Ärger und Zorn. Man müsse diesen Gefühlen aber auf den Grund gehen.
"Nicht dass wir Wut verbieten, sondern sie anschauen. Das hat einen Grund. Wenn Bedürfnisse über Jahre unterbelichtet sind, dann steigert sich in uns die Wut."
Stutz will Ärger, Zorn und Wut nicht schönreden. Sie können sehr zerstörerisch sein. Sie können aber auch helfen, Grenzen zu setzen und Nein sagen zu können. Das sollte bereits im Kindergarten gelernt werden, findet der Autor. Dabei verändere sich auch der Blick auf die Mitmenschen.
"Ich möchte eine Brücke schlagen, dass wir die Welt nicht in gut und böse einteilen, zwischen Gewalttätigen und 'Gutmenschen'. In dir kennst du ja auch Rachegefühle. Das ist ein Teil des Menschseins. Dann kannst du das verstehen, ohne es jemals gut zu heißen."
Auch darum geht es in seinem Buch "Lass dich nicht im Stich". Auszüge daraus wird Pierre Stutz am 21. September im Kulturzentrum "Alter Schlachthof" in Eupen lesen und dabei auch Einblicke in seine eigene Lebensgeschichte geben. Karten gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse. Mehr Informationen gibt es hier.
Michaela Brück
Es ist großartig Pierre Stutz in Eupen begegnen zu dürfen!
Diese Gelegenheit sollten viele Menschen nutzen.
Johannes Weber