"Ich fahre los und ich schreibe mein Buch". So ist Elisabeth Udelhoven im August 2018 ihre Reise nach Berlin gestartet - auf dem Fahrrad wohlgemerkt. Tagebücher hat sie immer gerne geschrieben. Mit ihrem ersten gebundenen Buch wagt sie einen neuen Schritt. "Als Kind oder als Jugendliche habe ich immer das Feuilleton gelesen, das den Zeitungen hinzu gelegt wurde. Das war die Form, die mir gefallen hat, mit bunten Bildern, mit Schnipseln von Geschichten anderer Menschen", erzählt sie.
In der "Verteidigung meines eigenen Landes" illustriert sie ihre Erlebnisse mit mehr als 100 Fotos. In Berlin geboren, kam Elisabeth Udelhoven im Alter von fünf Jahren nach Auel. Es war kein Zufall, dass ihre Fahrradreise sie zu ihrer Geburtsstadt zurückgeführt hat. "Manchmal, wenn man einen Ort verlässt und ihn aus der Ferne sieht, wird einem die Liebe noch mehr bewusst. Also ich würde sagen, es ist auch ein Liebesbekenntnis an Ostbelgien. Und das habe ich im Buch auch immer wieder erwähnt."
Das Buch ist eine Sammlung verschiedener Blickwinkel. Die Vielfalt der Stadt Berlin und des ostbelgischen Landesteils sei von Grenzen geprägt. "Ich bin an der Grenze in Berlin geboren und ich wohne hier in Auel direkt an der Grenze. Und ich habe so das Gefühl, dass ich da etwas erfasst habe, das die Liebe vertieft hat: der Abstand, der die Liebe zu dem Ort vertieft hat, an dem ich aufgewachsen bin."
Ihre Zuversicht habe sie immer zurückbekommen, niemals sei sie auf dem Weg in die deutsche Bundeshauptstadt bedroht worden. Die Erinnerungsschnipsel fügen sich im Reisetagebuch zu Stories zusammen - eine davon erzählt die Begegnung mit dem Polizisten Hoffmann. "Nachdem ich eine Nacht draußen im Wald geschlafen habe und am nächsten Morgen etwas zerknittert unterwegs war und einen Tee auf der Terrasse eines Cafés getrunken habe, kam ich mit einem Polizisten ins Gespräch", berichtet Elisabeth Udelhoven. "Ich dachte, gut, dass er nicht weiß, dass ich unerlaubter im Wald, ohne Zelt, gecampt habe. Ich habe ihm erzählt, dass ich ein Buch schreibe und er hat mich gebeten, ihn zu erwähnen - Herr Hoffmann. Und als ich weiterradeln wollte, war meine Rechnung bezahlt."
Nachdem ihre Suche nach einem Verleger erfolglos blieb, stieß die Neuautorin auf BoD. Dort erhielt sie Unterstützung und verlegte ihr Buch selbst. Die Gestaltung des Buches war eine gelungene Abwechslung zur Schreibarbeit. "Als Tochter eines Journalisten habe ich früher Texte ausschneiden und in die Kolonnen kleben müssen. Und so hatte ich das Gefühl, jetzt mache ich auch Handarbeit, jetzt mache ich genau dasselbe, auch wenn es technisch etwas weiterentwickelt ist. Das hat mir super Spaß gemacht", sagt sie. "Ich habe es im Grunde selbst in der Hand gehabt, es zu einem Ganzen zu machen. Das hätte keiner für mich machen können."
Später möchte Elisabeth Udelhoven die Reise mit ihrem Buch auf dem Gepäckträger nochmal machen. Sie hofft, die Menschen wiederzutreffen, die sie bei ihrer ersten Fahrradfahrt zu ihren Stories inspiriert haben. "Das Buch bleibt mein Reisegefährte. Es begleitet mich bei der Reise und bei der Weiterreise meines Lebens. Und da lautet die Frage: Finde ich den Ort mit diesem Eiscafé wieder? Ich glaube ja. Und dann werde ich auch den Herrn Hoffmann wiederfinden. Und der kriegt auch ein Buch."
Die ersten 100 Bücher wurden mit einer persönlichen Widmung versehen und verschenkt. Nun wünscht die Autorin sich, dass andere ihrem Beispiel folgen, die Bücher in einer lokalen Buchhandlung bestellen und ebenfalls das eine oder andere Exemplar verschenken. Alle Infos zum Buch gibt es auch auf der BoD-Webseite.
Ein weiteres Buch ist geplant, denn im ersten Teil hat Elisabeth Udelhoven ihre Reise noch nicht zu Ende erzählt. Das hat die Neuautorin sich für den zweiten, blauen Teil vorgenommen.
Chantal Scheuren