Bass Reeves ist der Name des Sheriffs. Bass Reeves hat es wirklich gegeben, er war der erste schwarze Marshall westlich des Mississippi. Reeves stammt selbst von Sklaven ab und soll in seiner Laufbahn mehrere Tausend Gangster verhaftet haben. Im neuen "Lucky Luke"-Band kommt ihm eine tragende Rolle zu.
Lucky-Luke-Comics gehören weltweit zu den bekanntesten Comics, neben Tim und Struppi und Asterix. 300 Millionen Alben sind seit der Erschaffung des Cowboy-Helden 1946 verkauft worden. Seit dem Tod von Zeichner Morris aus Brüssel im Jahr 2001, werden die Comics von Achdé (alias: Hervé Darmenton) gezeichnet.
Es gibt verschiedene Autoren, die die Geschichten schreiben. Im aktuellen Band "Lucky Luke - Fackeln im Baumwollfeld" ist es zum dritten Mal in Folge Jul, der getextet hat.
Aktuelles Thema
Die Geschichte beginnt ungewöhnlich für Lucky Luke: Er macht Ferien, um sich von seinen Abenteuern zu erholen, und zwar in einem abgelegenen Ort in Kansas in Amerika. Mit der Ruhe ist es aber bald vorbei, denn Lucky Luke erfährt, dass er in Louisiana eine Baumwollplantage geerbt hat, mitsamt der schwarzen Arbeiter. Er fährt hin, um sich das Gut anzusehen, und um den Arbeitern die Plantage zu übereignen.
Dabei macht er unliebsame Bekanntschaft mit dem rassistischen Ku-Klux-Klan. "Mit der Abschaffung der Sklaverei und dem Ende des Krieges erlangen vier Millionen Schwarze endlich die Freiheit. Aber eine Kultur des Rassismus und der Sklaverei verschwindet nicht einfach. Und das weiß Lucky Luke noch nicht", so steht es im Comic.
Das Abenteuer spielt zu einer dunklen Zeit der US-Geschichte mit Bürgerkriegen und Sklaverei. Gleichzeitig fällt die Veröffentlichung zusammen mit den Black-lives-matter-Demonstrationen und fällt auch mitten in den US-Wahlkampf. Das Album kommt genau zur richtigen Zeit, sagte Zeichner Jul.
"Ich wollte eine Antwort finden auf die Frage, wie man mit der Erinnerung an die Sklaverei und mit dem Thema Rassimus-Kultur umgehen sollte. Die Schwarzen waren zu lange unsichtbar, jetzt bekommen sie ein Gesicht. Und das betrifft alle Leser - ob jung oder alt, egal welcher Schicht oder Gemeinschaft", so Jul im RTBF-Interview. "Lucky Luke bringt sie zusammen - mit Witz, für den letztlich der Autor verantwortlich ist."
Schwieriges Thema Sklaverei
Es gibt eine Menge Comics, in denen Lucky Luke beispielsweise Italiener, Iren oder Chinesen kennenlernt. Mit dem Judentum haben sich Jul und Achdé schon in dem Band "Das gelobte Land" beschäftigt. Jetzt geht es um die Geschichte der Sklaven in den Südstaaten. Und wer über Sklaverei schreibt, der erzählt eine Geschichte voller Grausamkeiten. Deshalb war es für die Macher auch nicht einfach, den gewohnten Humor beizubehalten.
Auch wollten sie bei den Figuren-Zeichnungen nicht in Stereotype verfallen. Morris etwa, der erste Lucky-Luke-Zeichner, wurde dafür kritisiert - allerdings sehr viel später - dass die Schwarzen im Band 'Am Mississippi' dicke, rote Lippen haben. Das wollten Achdé und Jul nicht. Sie wollten zeigen, dass es eine Bevölkerungsgruppe wie jede andere ist, nur eben mit anderer Hautfarbe. Beide sagen, dass sie an einem Thema gearbeitet hätten, dass ihnen sehr am Herzen liege.
In dem neuen Band gibt es übrigens auch Anspielungen auf die heutige Zeit: Achdé und Jul haben zwei schwarzen Kindern die Vornamen Oprah und Barack gegeben. Oprah will Journalistin werden, Barack Präsident der Vereinigten Staaten.
Auf deutsch erschienen ist "Fackeln im Baumwollfeld" im Egmont-Verlag, Preis: zwölf Euro.
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