"Das 'Trümmermädchen' zu schreiben war für mich eine Herzensangelegenheit", erzählt Lioba Werrelmann alias Lilly Bernstein, "denn dieser Roman erzählt auch ein bisschen die Geschichte meiner Familie. Meine Eltern, meine Großeltern mütterlicherseits, meine Urgroßeltern, sie waren alle Bäcker."
Trotzdem wusste Werrelmann von klein auf, was Hunger bedeutet. Die Mutter erlebte den Hunger während des Krieges. Der Opa kam aus Russland nicht zurück und die Oma stand alleine da, mit vier kleinen Kindern und einer völlig ausgebombten Bäckerei. "Sie hat sie Stein für Stein wieder aufgebaut."
Um ganz in die Nachkriegszeit einzutauchen, traf Lioba Werrelmann neben ihren eigenen Verwandten auch andere Zeitzeugen. Natürlich seien die Geschehnisse im Roman frei erfunden, doch sie stünden exemplarisch für die deutsche Nachkriegsgeschichte, die während der Pandemie plötzlich wieder nahe komme.
Damit meint sie nicht Hamsterkäufe und Nahrungsmittelengpässe - "das lässt sich überhaupt nicht miteinander vergleichen", betont Lioba Werrelmann. "Nein, ich meine das Ausgeliefertsein an eine Krankheit, gegen die es kaum ein Mittel gibt. Heute ist es Covid-19, damals war es die Tuberkulose."
Als Bäckerstochter war es der Autorin ein besonderes Anliegen, aus dem Alltag einer Handwerkerfamilie zu erzählen. Und so wurde das 'Trümmermädchen' auch eine Hommage an die Kunst der Bäckermeister.
Zur Autorin
Lioba Werrelmann moderierte im WDR Hörfunk, sie drehte Filme fürs Fernsehen und berichtete als Korrespondentin aus dem ARD Hauptstadtstudio Berlin. Für ihren Krimi „Hinterhaus“ erhielt sie den renommierten Glauser-Preis als bestes Debüt 2019.
mitt/js/km