94 Krippen in Kirchen und Kapellen - und das in ganz Ostbelgien. So könnte man das Buch "Ein Kind geboren zu Bethlehem" zusammenfassen. Die Arbeiten dazu haben schon vor zehn Jahren begonnen. Schließlich ist die Zeit, in der man Weihnachtskrippen fotografieren kann, nun mal auf die Weihnachtszeit begrenzt.
Das Interesse wurde beim Autor Norbert Meyers allerdings schon in der Kindheit geweckt: "Ich komme aus einem Elternhaus in Schönberg, das religiös geprägt war. Dadurch, dass mein Vater Küster war, bin ich mit Weihnachten in der Kirche groß geworden", erinnert sich Norbert Meyers, der seit 40 Jahren in Deidenberg wohnt. "Zuhause hat mich meine Mutter an die Krippentradition herangeführt. Von Kindesbeinen an habe ich Krippen mit ihr aufgebaut und das habe ich fortgesetzt."
Durch das Fortsetzen der Krippentradition hat Norbert Meyers ein Auge für Details entwickelt, die er in seinem Buch mit Bildern und Texten hervorhebt.
Offensichtliche Unterschiede gibt es vor allem bei der Größe der verschiedenen Krippen. "Wichtiges Kriterium ist da der Platz in den Kirchen und Kapellen: In Lanzerath und Wiesenbach sind die Krippen zum Beispiel kompakter als in St. Vith, Schönberg oder Raeren", so Meyers.
Doch nicht nur die Größe, auch der Stil der Krippen unterscheidet sich von Ort zu Ort. "Im Krippenbau gibt es sehr viele Stile. Diese Stile spiegeln sich auch in Ostbelgien wider, aber mit Abwandlungen", erklärt Meyers.
"Der Heimatgedanke ist stärker ausgeprägt als noch vor 15 oder 20 Jahren. Die urigste Krippe in Ostbelgien ist die in Rocherath", findet Meyers. Heimatverbunden, aber auch authentisch wirkt das Modell in Rocherath nicht zuletzt dank des massiven Stalls im Fachwerkstil: Gebaut von einem echten Fachmann vor 40 Jahren.
In manchen Fällen sind es aber die Mängel, die den Charme der Krippe ausmachen. Wenn zum Beispiel die Proportionen nicht ganz stimmen. "Oft ist der Stall zu groß und die Figuren zu klein", bemerkt der Autor. Manchmal ist aber auch das Umgekehrte der Fall: "Wenn der heilige Josef an die Decke stößt."
Die Bilder der Krippen hat Norbert Meyers nicht alleine zusammen getragen. Insgesamt 19 Fotografen aus ganz Ostbelgien waren daran beteiligt. Neben den Krippen-Panoramen, wird aber auch die Krippen-Geschichte im Allgemeinen erklärt. Sogar die einzelnen Krippenfiguren: Vom Christuskind bis hin zu den Stalltieren. "Dazwischen eingeschoben sind Weihnachtslieder, die Bezug zur Krippe haben. Es sind ausschließlich traditionelle Weihnachtslieder", so der Autor.
Es geht also um Weihnachtstraditionen im weitesten Sinne. Und obschon die Weihnachtsgeschichte Jahr für Jahr dieselbe bleibt, die Krippen sind in ihrer Form einzigartig. Und meist verbunden mit detaillierter Arbeit. "Da nehme ich als Beispiel die Krippe in Aldringen. Sie ist einer meiner Lieblingsmodelle wegen der Details und Akribie", sagt Meyers mit Bewunderung.
Doch nicht nur das Modell in Aldringen hat es dem Krippen-Kenner angetan. "Ein Paradebeispiel für Vielfalt ist die Krippe in Recht, wo jedes Jahr ein neues Motiv ausgearbeitet wird." Genug Inspiration also für den Bau der eigenen Krippe zuhause. Norbert Meyers zumindest wird die Tradition fortsetzen.
Raffaela Schaus