Auf knapp 150 Seiten treten die beiden Autoren Rachid Benzine und Ismaël Saidi in einen ständigen Dialog über den Islam in der heutigen Gesellschaft. Scheinbare Wahrheiten und Interpretationsfehler werden in Frage gestellt - immer mit einer Prise Humor. Der eine stellt Alltagsfragen, der andere antwortet mit religionswissenschaftlicher Genauigkeit. Immer darauf bedacht, verständlich zu sein.
Neun Themenbereiche gibt es: Sie gehen von Gewalt, dem Djihad, über das Kopftuch bis hin zur Rolle der Frau. "Ich habe verstanden, warum im Koran die Männer Autorität über die Frauen haben. Die Männer arbeiten und beschützen den Klan. Die Frauen nicht. Aber sie bedeuten auch Reichtum, stehen für Fortpflanzung und Ehe. Deshalb darf ich vier Frauen heiraten, um reicher zu werden."
Das Buch soll Antworten geben auf Fragen, die junge Menschen haben zum Islam und dem Koran - ohne moralisierend zu sein und ohne den Anspruch der einen richtigen Wahrheit über den Koran.
Rachid Benzine ist Islamologe und unterrichtet an der Katholischen Universität Leuven. Er kennt die jungen Leute und das Unterrichtswesen. Er hat bereits zahlreiche Vorträge gehalten und Lehrer weitergebildet. Mit dem Buch richtet er sich jetzt direkt an die Schüler. Zusammen mit Ismaël Saidi wirft er einen kritischen Blick auf den Koran, einem Text, der immerhin schon 1.500 Jahre alt ist. Er richtet sich an Menschen einer Gesellschaft, die nicht die unsere ist.
Den Koran müsse man erstmal in unsere heutige Gesellschaft setzen. Denn wenn Jugendliche den Text nicht in den historischen Kontext setzen, dann riskiert man, dass sie sich in den Text hineinprojizieren, so Benzine.
Nadège Vandamme ist Professorin für Sozialwissenschaften an einer Sekundarschule in Mons. Seit zwei Jahren versucht sie, ihren Schülerinnen und Schülern zu helfen, die Aktualität zu entschlüsseln. Nach dem Attentat auf Charlie Hebdo gab es Jugendliche in ihrer Klasse, die mit radikalisierten Sprüchen auffielen, sowohl, um das Attentat zu verurteilen, als auch zu verteidigen. Als Sozialwissenschaftlerin und Bürgerin konnte sie das nicht akzeptieren.
Für sie ist das Buch "Schlussendlich, was steht eigentlich im Koran?" ein willkommenes pädagogisches Mittel. Ihre Schülerinnen und Schüler konnten am Donnerstag jedenfalls schon einmal einen Blick hineinwerfen. Sada hat es geholfen, zu entdecken, was ist der Koran? Was ist der Islam? Jedenfalls sei es keine Religion des Hasses. Und für Ayoub ist klar: Der Koran erklärt, dass man nicht töten darf.
Volker Krings - Bild: Filip De Smet/BELGA
"Schlussendlich, was steht eigentlich im Koran?"
Mit Sicherheit nicht das Wort Gottes !
Wenn das Buch der beiden Autoren als Rechtfertigung der im Koran enthaltenen z.T. unverdaulichen Gebote erneut den historischen Kontext anführt, ohne den Wert der Schrift grundsätzlich in Frage zu stellen, versucht sich in der Quadratur des Kreises.
Religionen und ihre Schriften sind von Menschen erfundene und niedergeschriebene Geschichten und Märchenbücher, mit dem Ziel, Macht ausüben zu können, Menschen in ihrem Handeln und Denken unfrei zu machen und ja auch (die widersprüchlichsten) Werte zu vermitteln.
Wer daran glaubt, dass ein Erzengel einem gewalttätigen Propheten (der nicht schreiben konnte) vor 1500 Jahren das Wort Gottes offenbart hat, das in den folgenden Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten durch Überlieferungen in den Koran einfloss, kann auch an "fliegende Teekannen" glauben.
Darauf würden sich zumindest 1500 Jahre später keine durchgeknallten Terroristen berufen, um Menschen abzumetzeln. Obwohl, ganz sicher bin ich mir da nicht.
Es ist wirklich nicht auszuhalten.