"Ich habe diese Entscheidung selbst getroffen, weil ich nicht, wie man etwa beim Boxen sagt, den einen Kampf zu viel machen wollte. Ich bin jemand, der ziemlich enthusiastisch ist. Wir wissen, dass die Nachrichtentage im Fernsehen sehr, sehr lang sind. Wir stehen um 6:45 Uhr auf und verschicken unsere ersten E-Mails. Der ganze Tag dauert dann bis 20:30 Uhr und an einem bestimmten Punkt hatte ich einfach das Gefühl, dass ich auf der Stelle laufe und das wollte ich nicht, weder für das Publikum noch für mein Team. Ich habe mich noch nicht gelangweilt, aber die Gefahr war langsam da."
Das Ende seiner Fernsehkarriere soll der Rücktritt aus dem Journal Télévisé aber nicht sein. De Brigode wird auch in Zukunft noch an anderen Projekten der RTBF beteiligt sein.
Und auch abseits des Fernsehbildschirms gab es ein Großprojekt, das dem Journalisten sehr am Herzen liegt: seine Biografie "Morgen ist ein neuer Tag".
"Der Titel ist kein Zufall. Morgen ist ein neuer Tag, denn natürlich gibt es, wie in vielen anderen Berufen auch, ein Leben nach dem Job, den man macht", so de Brigode zum Titel seiner Biographie, die er gemeinsam mit dem Chefredakteur von Télésambre, Martial Dumont, geschrieben hat.
"Ich erzähle in dem Buch nicht unbedingt die Geschichte meines Lebens, aber auf jeden Fall die Wege, die mich schon von Kindheit an zu diesem Job als Journalist geführt haben. Ich habe immer gesagt, dass man als Nachrichtenmoderator nicht stirbt, aber ich werde als Journalist sterben, da bin ich mir sicher. Es ist also nicht wirklich die Geschichte meines Lebens, sondern vielmehr die Geschichte einer Reise, die mich zu verschiedenen Dingen und damit zu diesem Beruf geführt hat."
De Brigode berichtet auch von legendären Momenten seiner Fernsehkarriere, wie etwa einem Aufeinandertreffen mit dem französischen Schauspieler Alain Delon im Jahre 1998.
"Ich war damals ein sehr junger Journalist und Moderator. Alain Delon war ein Mann, der alle beeindruckte und der bei Journalisten einen sehr schlechten Ruf hatte. Ich wurde von Alain Leempoel angerufen, er war Regisseur des Stückes, in dem Delon spielte. Leempoel hat mich gefragt, ob ich damit einverstanden sei, Delon zu interviewen. Ich habe sofort Ja gesagt. Und dann sagte ich mir innerhalb von fünf Sekunden: "Was hat mich dazu gebracht, 'Ja' zu sagen?" Aber wenn man sich auf ein Abenteuer einlässt, muss man es bis zum Ende durchstehen."
"Und von diesem Moment an begann ich mit der Vorbereitung des Interviews und des Treffens. Am Ende lief das Interview sehr gut. Alain Delon ist ein Mann, an dem ich in seinem Privatleben viel Kritik üben kann. Aber andererseits ist er ein sehr, sehr großartiger, außergewöhnlicher Schauspieler und ich bin jemand, der ein Filmfan ist, also liebe ich seine Filme."
Es war wohl einer von vielen lehrreichen und spannenden Momenten im Leben des Journalisten. Heute gibt de Brigode sein Wissen nicht nur in seiner Biographie weiter, sondern auch als Dozent an der Freien Universität in Brüssel. In Zeiten von Fake News und den sozialen Medien sei der Journalismus wertvoller als jemals zuvor, findet er.
Lindsay Ahn
Selbst wenn sich nur die wenigsten daran erinnern können (oder wollen), aber F. de Brigode ist auch der RTBF-Journalist, der im Mai 2017 für einigen Ärger sorgte, als er Ostbelgien als die "cantons rédimés" bezeichnete. Anschließend hat er sich zwar dafür entschuldigt, aber das verrät doch, wie wenig man vor allem in der Wallonie damals wie heute über die politische Architektur in Belgien auf dem Laufenden ist. Ich gehe davon aus, dass dieser Lapsus in seiner Biografie nicht vorkommt, aber ärgerlich war es trotzdem.
Guten Morgen Jockel, genau dieser « Fauxpas » von FDB war Auslöser dafür, dass er positiv auf meine Einladung reagiert hat und auf eigenem Wunsch hin in die DG (BRF, Rotary Club Eupen) gekommen ist, um nochmals sein Mea Culpa auszusprechen. Bei den famosen cantons rédimés handelt es sich nach seiner Aussage um einen Begriff, den er im Laufe seiner Jugend und schulischer Ausbildung immer so gekannt und übernommen hatte. Ich denke, dass wird ihm nie wieder passieren. Da ich ihn etwas besser kennenlernen konnte, möchte ich hier behaupten, dass zu keinem Zeitpunkt bei der (selbstverständlich falschen) Verwendung dieser Bezeichnung Berechnung oder gar Böswilligkeit im Spiel waren…
Diese aufrichtige Entschuldigung kaufen wir ihm gerne ab, Ewald. "Man" kannte es damals eben nicht anders in der Wallonie.