"Es hat mich massiv beeinflusst: nicht nur meine Ehe, meine Familie, meinen beruflichen Alltag. Es hat mich vollkommen eingenommen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Für mich war der Glaube: Ohne Kind kannst Du nicht glücklich werden", erzählt Jennifer Margraff. Über vier Jahre hat der unerfüllte Kinderwunsch ihr Leben bestimmt.
An Unterstützung und gut gemeinten Ratschlägen hat es nicht gefehlt, aber "ich habe gemerkt, dass es ein Thema ist, über das nicht viele Menschen sprechen wollen. Vielleicht auch aus Unbeholfenheit. Ich habe aber auch gemerkt, dass es ein Thema ist, was viele Leute betrifft und dass es ein absolutes Tabuthema ist, das jetzt gehört werden darf."
Deshalb hat sie ihre Stiefschwester, die Fotografin Monika Isanska, zu einem gemeinsamen Projekt bewegt. "Unser erstes Treffen, das waren Krankenakten, Tagebücher und erst einmal ein Schock, weil ich das gar nicht so realisiert hatte in den letzten Jahren. Weil auch in Jennifers Umfeld kaum über die ungewollte Kinderlosigkeit gesprochen wurde", sagt Monika Isanska.
Den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen und das auszusprechen, was sie bewegt und erlebt hat, war für die 33-Jährige ein großer, aber wichtiger Schritt. "Das hat mir geholfen, die Situation anzunehmen. Du musst nicht alleine bleiben mit dieser Situation", sagt Jennifer Margraff. Durch die Kunst wollte Jennifer dem Ausdruck verleihen, was ihr am Herzen lag.
Mehrere Monate haben die beiden jungen Frauen an der Motivauswahl und den Aufnahmen gearbeitet. Beiden war klar: die Fotos sollten schlicht, aber ausdrucksstark sein, sagt Monika Isanska: "Für mich war es sehr wichtig, dass die Bilder nicht in Farbe sind, sondern schwarz-weiß. Die Motive sollten klar sein, sensibel, nicht pompös."
"Manushya" - so haben sie ihr Projekt genannt. Es ist das Sanskrit-Wort für "Menschsein". Jennifer Margraff hofft, mit der Ausstellung Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
Sie selbst hat durch das Fotoprojekt einen neuen Blick auf ihren unerfüllten Kinderwunsch gewonnen. "Das war eine harte Zeit über vier Jahre mit depressiven Phasen. Ich bin heute dankbar für die Zeit, weil sie mich hat wachsen lassen, mich selbst entdecken und wahrnehmen lassen. Das möchte ich den Betroffenen mitgeben. Eure Gefühle dürfen gehört werden und ihr seid nicht alleine damit."
Die Ausstellung "Manushya" ist noch bis zum 29. Februar im Künstleratelier Kuckuck in St. Vith zu sehen.
Öffnungszeiten, zu denen die Künstlerinnen anwesend sind:
- Sonntag, 21.01.2024, 14:00-18:00 Uhr
- Donnerstag, 15.02.2024, 18:00-22:00 Uhr
- Sonntag, 18.02.2024, 14:00-18:00 Uhr
Und auf Anfrage an jf.mg.2021@gmail.com.
Die Finnissage der Ausstellung findet am 29. Februar zwischen 18:00 und 22:00 Uhr statt.
Michaela Brück