Neugierig strömen die Gäste in eine der ersten Aufführungen des 30. TheaterFestes. Anna Konjetzky wartet mit ihrer Tanzperformance "Move More Morph It". Auftakt für ein Programm, das nun endlich stattfinden darf.
"Natürlich feiern wir das 30. Theaterfest und natürlich freuen wir uns darüber, dass es das Theater so lange gibt und wir das miteinander tun können. Aber ich würde sagen, das Besondere an dem Fest, ist die Zeit, in der es stattfindet", sagt Ania Michaelis, künstlerische Leiterin des Agora-Theaters.
Das Miteinander des Theaters wird von einem neuen Gegeneinander überschattet. "Grenzen, Übergänge, Brüche" lautet der Festivaltitel, der gerade in den letzten Wochen noch einmal an Bedeutung gewonnen hat.
"Das ist einmal die große Pandemiekrise, jetzt der Krieg in Europa. Das heißt, wir sind permanent damit beschäftigt, die Zeit des Übergangs zu gestalten. Und wie gestaltet man diese Zeit? Wie hält man einen Bruch aus? Ist das ein Zivilisationsbruch, die Pandemie? Und ich glaube, dass wir das Theaterfest so programmiert haben, dass wir versucht haben, Freundschaften zu schließen", so Michaelis.
Um Brüche und Übergänge geht es auch in dem Stück "Rita" des Bronks-Theaters aus Brüssel. Zusehends verändert, verfremdet und verkleinert sich die Welt der betagten Protagonistin, so dass der Zuschauer kaum noch zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann.
"Wenn wir hier zusammen sein wollen, das bedeutet nicht, dass wir alle der gleichen Meinung sind. Das bedeutet, dass wir streiten wollen, zuhören wollen, genau hinschauen wollen. Und dann diskutieren, und schauen, wo es hingehen kann. Und das kann aber nur in einem freien Theater stattfinden. Und dafür brauchen wir die Demokratie", sagt Catharina Gadelha, künstlerische Leiterin des Agora-Theaters.
Freundschaften bilden, um miteinander sprechen und streiten zu können - so lautet der Anspruch der beiden künstlerischen Leiterinnen. "Und dieses Privileg, was wir haben, was wir auch hier haben, diesen Raum öffnen zu können für Menschen aus verschiedenen Regionen Europas, oder darüber hinaus. Wir haben zwei Brasilianer im Ensemble, wir haben einen Spieler aus Belarus. Also miteinander eine Zukunft zu gestalten, in der wir leben wollen."
Das 30. Theaterfest möchte dazu möglichst alle und jeden einladen. Bis Samstag läuft das Programm der Jubiläumsausgabe.
Andreas Lejeune