Nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad kann man die fast unwirklich anmutende Kirche in Borgloon erreichen. Sie ist eine viel besuchte Sensation in der hügeligen Landschaft mit ihren vielen Obstwiesen. Laut der britischen Zeitung The Guardian sei es der schönste Ort in Belgien.
Reading between the lines
"Wir sind hier in Borgloon und das ist unsere durchsichtige Kirche. Diese Kirche ist Teil eines Projektes, das man 2011 gemacht hat", erklärt Lydia Van Elderen vom Tourismusbüro. Dabei sind mehrere Kunstwerke entstanden. Hauptattraktion ist die Kirche und die hat auch einen Beinamen: "Reading between the lines", zwischen den Zeilen lesen.
Die Kirche ist in Linien montiert und besteht aus massivem Material. Zwischen den Linien gibt es aber regelmäßige Abstände, durch die man in die Landschaft schauen kann. So wirkt der Bau auch luftig. "Diese Kirche wiegt 30 Tonnen, ist aus hundert Stahlschichten aufgebaut und zehn Meter hoch. Es handelt sich hier um Cortenstahl, das ist Stahl, der sofort nach der Fabrikation verrostet und dann stabilisiert."
Dieser Stahl rostet nicht weiter, weil er speziell behandelt ist. Ob die Kirche aus diesem Stahl eher kompakt wirkt oder eher filigran, hängt davon ab, wo man steht: "Wenn man in der Kirche steht, dann ist alles sehr schwer und je weiter man geht, sieht man, wie leichter das wird. Wenn man in dieser Kirche steht und sich die Natur anschaut, dann ist das so, als ob man nach einer Malerei guckt. Man sieht die Natur in einem Rahmen."
Durch das unterschiedliche Licht in den einzelnen Jahreszeiten verändert sich auch das Aussehen der Kirche: "Wir hatten ein klassisches Konzert ganz früh um 6 Uhr. Dann ist die Sonne aufgekommen und die ganze Kirche ist rot geworden. Das war so schön."
Im Frühling besonders beliebt
Ein besonders beliebtes Ausflugsziel ist die Kirche im Frühling, wenn die vielen Obstwiesen blühen: "Im Frühling, wenn die meisten Touristen kommen, haben wir auch noch verschiedene Pop-Up-Bars in der Natur, mit Kissen und Palletten, alles ganz natürlich gemacht."
Ein Ausflug lohnt sich eigentlich immer zu dieser geheimnisvollen Kirche, die manchmal in der Landschaft auch verschwinden kann: "Wir sind die wichtigste Obstgegend von unserem Land. Man wollte eigentlich den Leuten, die jedes Jahr nach Borgloon kommen, um Rad zu fahren oder zu wandern, etwas anderes bieten. Es ist eine Symbiose zwischen Naturerlebnis und Kunst."
Mehr Infos unter atlasobscura.com.
Horst Senker