Da wäre zuerst einmal das Schachspiel: Wenn Sie ein Bauernopfer bringen (etwas oder jemanden opfern, um sich selbst zu retten), opfern Sie einen Bauern, um eine wichtigere Figur zu retten.
Bei jemandem einen Stein im Brett haben (bei jemandem gut angesehen sein): Da denkt man an einen Vorteil, der sich daraus ergibt, dass man eine Figur im Spielfeld des Gegners hat.
"Du bist am Zug!" (du bist an der Reihe zu handeln) bezog sich ursprünglich auch auf das Schachspiel oder ein anderes Brettspiel.
Die verschiedenen Kartenspiele haben uns viele Redewendungen gebracht: Das Blatt hat sich gewendet – dabei denkt man sofort an ein Kartenspiel, bei dem man gute wie auch schlechte Karten bekommen hat. Es gibt jedoch auch eine andere Etymologie, die auf eine Naturbeobachtung zurückgeht: Nach der Sonnenwende, wenn die Tage kürzer werden, drehen manche Bäume ihre Blätter zur Seite, vielleicht, um besser den Regen durchzulassen.
Farbe bekennen (die Wahrheit eingestehen) und jemandem den Schwarzen Peter (Pikbube) zuschieben (jemanden für etwas verantwortlich machen, für das er eigentlich nicht verantwortlich ist) können sich auf fast jedes Kartenspiel beziehen.
Bei mit gezinkten Karten spielen (falschspielen, jemanden betrügen) ist eine Zinke mit im Spiel, d.h. eine Zacke oder Spitze, mit der man eine Karte markieren konnte.
Jemandem Paroli bieten (jemandem Widerstand leisten) sagt man in einem dem Bakkarat ähnlichem Kartenspiel, bei dem man den Gegner dadurch überbietet, dass man seinen Einsatz verdoppelt.
Jemandem kontra geben (jemandem heftig widersprechen) und aus dem Schneider sein (alle Schwierigkeiten überwunden haben) kommen aus dem Skat: Wenn man mehr als dreißig Punkte hat, ist man aus dem Schneider. Der Zusammenhang zwischen dreißig und einem Schneider wird deutlich, wenn man weiß, dass Schneider früher als arme Schlucker galten, denen man nachsagte, sie wögen nicht mehr als dreißig Lot. Viel war das nicht, denn ein Lot war, je nach Ort, ein Gewicht zwischen 14 und 18 Gramm.
Auch gute Miene zum bösen Spiel machen (mit einem Lächeln etwas mitmachen, was man lieber nicht tun würde) bezieht sich auf ein Kartenspiel: Es handelt sich um die Übersetzung der veralteten französischen Redewendung faire bonne mine à mauvais jeu: mit lächelndem Gesicht versuchte man zu vertuschen, dass man schlechte Karten hatte.
Jemanden an die Wand spielen (viel besser spielen; auch außerhalb des Sports, z.B. bei einem Pianisten) haben wir aus dem französischen Paumespiel (jeu de paume): Wenn man den Gegner so bedrängte, dass er gegen die Wand stand, hatte man ihn an die Wand gespielt. Es handelt sich um eine Vorstufe des heutigen Tennis, bei dem der Ball jedoch mit der Handfläche (paume) geschlagen wurde. Wenn man dem Gegner den Ball zuschlug, rief man 'tenez!' (Da haben Sie ihn!). Daraus haben die Engländer dann Tennis gemacht und in dieser Form ist dieser Sport dann zuerst nach Frankreich zurückgekommen und hat dann die ganze Welt erobert.
Auf ein ganz anderes Spiel bezieht sich: einen Eiertanz aufführen (sich in einer heiklen Lage sehr vorsichtig verhalten). Es handelt sich um ein früher beliebtes Spiel, bei dem jemand mit verbundenen Augen zwischen ausgelegten Eiern tanzen musste, ohne eins davon berühren zu dürfen. Ist noch auf alten Gemälden zu sehen.
Paradoxa und andere Ungereimtheiten
Beim Wort genommen:
- Jemandem Feuer unter dem Hintern machen: Im Dreißigjährigen Krieg gang und gäbe.
- Was kann man sich eigentlich aus den Fingern saugen?
- Mancher Dosenfisch und manches Dosenfleisch sind heutzutage weder Fisch noch Fleisch.
- Ich könnte dich fressen! Bei Kannibalen sehr beliebt.
- Welche Utensilien braucht man, um jemandem die Fresse zu polieren?
- Wenn ein Achtzigjähriger sagt: "Ich bin nicht von gestern!" dann ist das eine ziemliche Untertreibung.
- Auch Pazifisten können schwere Geschütze auffahren.
- Gewogen und zu leicht befunden: In den Vereinigten Staaten unbekannt.
- Jemanden auf Händen tragen: In den USA immer schwieriger.
Dr. Siegfried Theissen