Aus dem schulischen Umfeld kommen: Mit Ach und Krach bestehen (gerade noch bestehen): Ach ist die Abkürzung von ächzen und Krach von krächzen. Man meint also: Mit Seufzen und Stöhnen.
Das dicke Ende kommt noch (das Unangenehme kommt noch): Als die Schüler noch vom Schulmeister geschlagen wurden, gebrauchte man, um anzufangen, eine dünne Gertenrute, danach das dicke Ende eines Stocks.
Etwas auf dem Kasten haben (klug sein, etwas können): Im Mittelalter hatten die Schüler einen kleinen Kasten, auf den sie schreiben konnten. Wer viel aufgeschrieben hatte, von dem, was der Lehrer gesagt hatte, hatte "viel auf dem Kasten".
Mit Pauken und Trompeten durchfallen (mit sehr schlechten Noten durchfallen): Ironisch, denn normalerweise wird ja der Erste und nicht der Letzte festlich empfangen.
Nicht der Prügelknabe sein wollen (nicht verantwortlich sein wollen für etwas, das andere getan haben): Es handelt sich hier ursprünglich tatsächlich um einen Knaben, der Prügel bekommt. Wenn ein junger Edelmann etwas verbrochen hatte, worauf eine Prügelstrafe stand, musste ein Junge aus dem Volk an seiner Stelle die Prügel beziehen, weil Edelleute ja nicht geprügelt werden durften. Die Strafe des Edelmanns bestand darin, dass er zusehen musste.
Aus der Schule plaudern (ein Geheimnis verraten): Ursprünglich handelte es sich bei dieser Schule um eine der philosophischen Schulen im alten Athen. Die Schüler durften nicht ausplaudern, was sie dort gelernt hatten.
Die Bibel und die Religion haben auch viele Redewendungen geprägt: Gewogen und zu leicht befunden (einer Aufgabe nicht gewachsen sein): Der König von Babylon sah dieses Menetekel (mene mene tekel upharsin), eine Warnung Gottes, an die Wand geschrieben. Übrigens, die meisten Amerikaner brauchen sich keine Sorgen zu machen: Sie werden bestimmt nicht zu leicht befunden.
Dran glauben müssen (sterben müssen): Der ganze Satz lautete: Er hat dran glauben müssen, dass es einen Gott gibt und dass Gott die Sünder straft.
Ein sonderbarer/wunderlicher Heiliger (ein Sonderling): Man denkt an die Wunder, die ein Heiliger vollbracht hat. Wunderlich hatte zuerst die gleiche Bedeutung wie wunderbar. Erst später bedeutete es sonderbar.
Das ist der wahre Jakob! (das ist der richtige Mann, das ist der Gesuchte): Vielleicht ist hier Jakob von Compostella gemeint, der für die Spanier der einzige wahre Jakob ist.
Nur alle Jubeljahre (nur sehr selten): Bei den Israeliten wurde der Grund und Boden alle fünfzig Jahre neu verteilt. Bei dieser Gelegenheit schallte das Widderhorn, auf hebräisch jobell. Später hat man dieses Wort mit dem lateinischen jubilare (jubeln) verwechselt.
Jemandem die Leviten lesen (ihn energisch zurechtweisen): Zur Schulung der Priester mussten die Leviten alle sieben Jahre das 3. Buch Mosis lesen, in dem die Strafen standen für den, der das Gesetz missachtete.
Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen (seine Fähigkeiten gerne zur Geltung bringen): Der Scheffel ist ein altes Hohlmaß, war früher aber auch ein Bottich.
Bei ihm ist Matthäi/Mattheus am letzten (er hat kein Geld mehr; es ist aus mit ihm, er wird bald sterben): Im letzten Kapitel dieses Evangeliums ist die Rede vom Weltuntergang.
Möge dieser Kelch an mir vorübergehen! (möge mir diese Schwierigkeit erspart bleiben): Die Worte Jesu auf dem Ölberg.
In Sack und Asche gehen (Buße tun): Die Büßer mussten in Sackleinen gekleidet gehen und Asche auf ihr Haupt streuen.
Vom Saulus zum Paulus werden (sich völlig zum Guten verändern): Saulus, ein Feind der Christen, bekehrte sich auf dem Weg nach Damaskus und wurde zum heiligen Paulus.
Stein und Bein schwören (schwören bei allem, was einem heilig ist): Heiden konnten auf einen heiligen Stein schwören. Christen dagegen, schworen auf eine Reliquie, meistens ein Stück Knochen eines Heiligen. Wenn man all diese Knochenstücke, die auf der ganzen Welt verstreut sind, einmal zusammenzählt, müssen die Heiligen einem der größeren Dinosaurier geglichen haben.
Eine Weisheit von Peter Sloterdijk (Kritik der zynischen Vernunft): Ich sehe in den Spiegel und erkenne einen Fremden, der beteuert, er sei ich.
Siegfried Theissen
Herr Theissens Ameröllchen sind immer wieder lesenswert, ob auf platt oder hochdeutsch, immer mit einem Schuss Humor...besonders gefiel mit der Sauriervergleich.