Wer je in Trier gewesen ist, der hat mit Sicherheit auch das Wahrzeichen der Stadt bestaunt: Die Porta Nigra. Schon aus der Ferne fällt das UNESCO-Weltkulturerbe in den Blick. Von den Jahrtausenden scheinbar unberührt thront das Monument mitten im Trierer Stadtzentrum.
Die Porta Nigra ist Zeuge einer anderen Epoche. Ihr Bau begann etwa 170 Jahre nach Christi Geburt. Damals war Trier eine bedeutende römische Metropole, und sogar die größte Stadt nördlich der Alpen.
Enormes Potenzial
Jetzt plant man in der Moselstadt, die Römerzeit erneut zum Leben zu erwecken. Geplant ist ein gemeinsames Projekt von drei Trierer Museen. Bereits in der Vergangenheit gab es entsprechende Kooperationen der Einrichtungen, unter anderem zu Konstantin dem Großen und zu Kaiser Nero. Die geplante Ausstellung thematisiert eine ganze Epoche: Den Untergang des Imperiums.
Wieso sich Trier ganz besonders für ein solches Projekt anbietet, das weiß Konrad Wolf, Kulturminister von Rheinland-Pfalz: "Trier hat ein enormes Potenzial, was die römische Antike betrifft. Rheinland-Pfalz insgesamt hat in all seinen Regionen römische Denkmäler und Monumente, aber natürlich ist Trier das Zentrum. Es war die römische Großstadt nördlich der Alpen. Es war Residenzstadt, von hier aus wurden weite Teile des römischen Reiches regiert. Daher kann man in Trier sehr gut sehen, wie das römische Reich unser Land geprägt hat und wie dieser Einfluss bis heute nachwirkt."
Und das einstige Weltreich hat zahlreiche Spuren hinterlassen. Auch, wenn viele der römischen Innovationen zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten sind. Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier weiß: "Zu römischer Zeit gab es Heizungen, Glasfenster und eine Wasser- und Abwasserversorgung. Was ist im frühen Mittelalter passiert? Durch Wasserverschmutzung gab es die Pest, durch Zugluft und fehlende Heizung saßen viele reiche Leute auf ihren Burgen und waren ziemlich krank und wurden nicht alt. Heute darüber nachzudenken, wie es beispielsweise gelungen ist, diese Kultur, dieses Bauwesen, bis hin zum römischen Recht noch einmal wieder zu entdecken und in Kontext zu setzen, das ist die Aufgabe."
Was führte zum Ende des Weltreiches? Wann genau begann der Zerfall? Hätte er sich verhindern lassen? Bis heute ist es in der Forschung strittig, wann genau das Imperium zerbrach.
Drei Standorte
Im Stadtmuseum Simeonstift stehen die Nachwirkungen der römischen Kultur im Zentrum. Denn Cicero, Seneca und Mark Aurel werden auch heute noch gelesen. Über die Jahrhunderte hinweg hat Rom immer wieder die verschiedensten Künstler inspiriert. Das kulturelle Erbe ist vielseitig und beeinflusst uns bis heute.
Das Museum am Dom beschäftigt sich mit der Rolle des Christentums zur Zeit des römischen Untergangs. Die dortige Ausstellung trägt den Titel: "Im Zeichen des Kreuzes - Eine Welt ordnet sich neu". Bis heute ist umstritten, welche Rolle der christliche Glaube beim Untergang des Weltreiches gespielt hat. Trug er zum Verfall bei? Oder diente er stabilisierend und verlangsamte das Ende des Imperiums?
Bügermeister Wolfram Leibe erklärt, was das Großprojekt auszeichnet: "Die Besucher erwarten hervorragende Ausstellungsstücke, die das, was in vielen Büchern steht, auch einfach illustrieren. Denn wir haben gelernt, dass Geschichte tatsächlich inszeniert werden muss. Das heißt, wir brauchen keine ewig langen Erläuterungstafeln mehr, sondern die Ausstellung muss Menschen emotional ansprechen und zu Gedanken anregen. Wenn das gelingt, dann ist 2022 für uns wieder ein Riesenerfolg."
Planmäßig soll die Ausstellung im Juni 2022 eröffnet werden und bis November den Besuchern offen stehen. Neben einem einheitlichen Begleitprogramm ist auch ein gemeinsames Ticket für alle drei Museen geplant.
Max Kirchens