Weimar, eine Republik der Gegensätze. Georg Mölich vom Landschaftsverband Rheinland erklärt, warum die Ausstellung in Vogelsang diesen Titel trägt: "'Gegensätze' ist hier im politischen Sinne gemeint: Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten, zwischen dem katholischen Zentrum und der Sozialdemokratie oder anderen politischen Entwicklungen. Gemeint sind aber auch die sozialen Gegensätze: Die Weimarer Zeit war geprägt durch soziale Auseinandersetzungen zwischen der Industriearbeiterschaft und dem Kapitalismus. Und gemeint sind auch die Gegensätze zwischen Deutschland und den Alliierten."
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges schufen Reparationsforderungen und Besatzungsfragen eine besondere Form der Auseinandersetzung. "Diese war einzigartig, weil es sie nur im Westen des Reiches gegeben hat", erklärt Mölich.
Darum will die Ausstellung einen neuen Blick eröffnen: eben nicht aus der gängigen Berliner Sicht, sondern aus einer anderen räumlichen Perspektive. Darüber hinaus stehen nicht die Mängel der Weimarer Republik im Vordergrund, sondern ihr Potenzial - und das mit neuem, kaum genutzten Bildmaterial. "Wir wollten mit der Ausstellung versuchen, wegzugehen von diesem Untergangsbild des Endes der Weimarer Republik. Wir wollten Weimar bewusst von 1919 an auch in seinen Anfängen zeigen", so Mölich.
Die Wanderausstellung setzt sich zusammen aus vier begehbaren Würfeln mit eigenen Themenbereichen. Neben einer allgemeinen Einführung in die Weimarer Zeit, können Besucher jeden Alters auf eine Entdeckungsreise gehen über Kultur, Sport, Politik, Technik und vieles mehr. Wen hätten Sie zum damaligen Zeitpunkt gewählt? Ein Wahl-O-Mat, Originalfotografien und zeitgenössisches Film- und Dokumentarmaterial stellen dem Besucher ein umfangreiches multimediales Angebot zur Verfügung.
Speziell für Vogelsang gibt es in der Wanderausstellung aber auch den regionalen Bezug zur Eifel. Gabriele Harzheim ist für die regionale Präsentation verantwortlich. "Direkt nach dem Ersten Weltkrieg gingen große Flächen an Belgien. Dadurch verloren viele Gemeinden Venn- und Waldbereiche, die für die Gemeinden wirtschaftlich sehr wichtig waren", erklärt Harzheim. "Hier in der Region gab es verarbeitende Werke, die plötzlich abgeschnitten waren von den Kohlelieferungen aus dem Ruhrgebiet. Alles ging im Prinzip an die Siegermächte und es entstand hier hohe Arbeitslosigkeit."
Die Demokratie, die für uns heute so selbstverständlich ist, war es für die damalige Bevölkerung nicht. Daran erinnert der Standort Vogelsang mit seiner Geschichte als ehemalige NS-Ordensburg zur Schulung von nationalsozialistischem Führungsnachwuchs.
Die Ausstellung "Weimar im Westen: Republik der Gegensätze" kann bis Mitte September täglich von 10 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.
od/mg