"Così fan tutte", "so machen es alle", in diesem Fall eben die Frauen.
Es fällt nicht so leicht, ewig treu zu sein, wenn die Versuchung so groß ist wie in Mozarts Oper. Die beiden Offiziere Ferrando und Guglielmo sollen ja, aufgrund einer Wette mit dem umtriebigen Don Alfonso, die Treue ihrer Liebsten auf die Probe stellen, indem sie kostümiert sich jeweils an die Verlobte des anderen heranmachen.
Zunächst gibt die leichtfüßigere Dorabella, danach die etwas standhaftere Fiordiligi dem Drängen nach, bis, kurz vor der vermeintlichen Eheschließung, die Rückkehr der beiden jungen Offiziere sich ankündigt und sich doch noch alles in Wohlgefallen auflöst, wobei ein leicht schaler Beigeschmack ob des ach so großen und treuen Liebesglücks haften bleibt.
Neuinszenierung in der Jetztzeit
Ute M. Engelhardt verlegt in ihrer Inszenierung die Handlung in die Jetztzeit. Die Geschichte lässt sie in einem etwas heruntergekommenen Hotel spielen, in dem Don Alfonso als Rezeptionist und die umtriebige Despina als Zimmermädchen die Fäden in den Händen halten.
Dank der Drehbühne ergeben sich immer neue Perspektiven. Das ist alles sehr witzig und mit viel Esprit umgesetzt ohne in Plattitüden zu verfallen. Engelhardt steht aber auch ein ungemein spielfreudiges Ensemble zur Verfügung, das zudem stimmlich absolut auf der Höhe ist.
Perfekte Besetzung
Jeder der sechs Protagonisten entspricht genau dem Typus der Figuren. Patricio Arroyo und Andrew Finden verkörpern perfekt die beiden Offiziere, Fanny Lustaud ist die quirlige Dorabella und Netta Or spielt und singt mit sehr schönem, alle Koloraturen meisternden Sopran die etwas reifere Fiordiligi.
Hrorfur Saemundsson ist vor allem schauspielerisch der ideale Anstifter des Verwirrspiels und Suzanne Jerosme kann alle Facetten ihrer komischen Seite als Despina zeigen, mal als Kammermädchen, mal als vermeintlicher Arzt oder falscher Notar. Besonders erfreulich ist, dass die Stimmen in den Duetten und Ensembles wunderbar aufeinander abgestimmt sind.
Humor und Komik
Mit so viel Humor und Komik gespielt, vergehen die gut drei Stunden wie im Flug. Schade nur, dass am zweiten Aufführungsabend, den wir besuchten, das Orchester nicht ganz dem Niveau entsprach. Vor allem die Bläser ließen doch einiges zu wünschen übrig. Aber das ist hoffentlich nur eine Momentaufnahme gewesen.
Bis zum 7. Juli steht "Cosi fan tutte" noch auf dem Programm des Theaters Aachen.
Hans Reul