Redensarten, Sprichwörter und geflügelte Worte mit Tiernamen gibt es wie Sand am Meer. Wir nehmen sie in alphabetischer Reihenfolge unter die Lupe.
Ich dachte, mich laust der Affe (ich war völlig überrascht). Zuerst denkt man: Wieso, haben Sie denn Läuse? Die Etymologie hebt den Zweifel auf. Auf Jahrmärkten gab es früher Schausteller, die einen gezähmten Affen hatten. Das Tier sprang manchmal, völlig überraschend, auf den Kopf eines Zuschauers und das sah dann aus, als wolle der Affe ihn lausen.
Einen Affenzahn draufhaben (sehr schnell fahren): Der Wortteil Affen- ist hier nur eine Verstärkung. Maulaffen feilhalten (mit offenem Mund untätig/staunend herumstehen): Es gibt Menschenaffen, Brüllaffen, Rhesusaffen, aber keine Maulaffen. Diese Redensart hat also mit Affen nichts zu tun, wohl mit dem dialektischen de Mull open halten. Feilhalten (zum Verkauf anbieten) ist dann später dazugekommen, als man die ursprüngliche Wendung nicht mehr verstand.
Jemandem einen Bären aufbinden (ihm etwas weismachen). Fragen Sie sich erst gar nicht, wie das denn gehen soll, denn Bär scheint hier fälschlich vom altgermanischen Wort bar (Last), das man noch in Bürde erkennt, abgeleitet zu sein.
Jemandem einen Bärendienst erweisen (ihm ungewollt einen schlechten Dienst erweisen): In einer Fabel von La Fontaine will ein Bär seinen Herrn von einer Fliege befreien, die auf seiner Nase sitzt. Als er die Fliege erschlägt, schlägt er zugleich seinen Herrn bewusstlos. Ein bekanntes Sprichwort ist: Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn hat. Man soll überhaupt keine Bären ihres Felles wegen jagen. Oder wollen Sie Streit mit den Tierschützern?
Einen Bock schießen (einen groben Fehler machen): Einen Fehlschuss nannten die Schützen einen Bock. Den Bock zum Gärtner machen (gerade den wählen, der am wenigsten geeignet ist): Wenn man das tut (aber wie soll das gehen, durch Seelenwanderung?) wird der Bock die Pflanzen nicht pflegen, sondern auffressen. Man kann wohl den Wilderer zum Jagdaufseher machen, denn der kennt alle Tricks.
Jemanden ins Bockshorn jagen (ihn bang machen, einschüchtern): Hierfür gibt es verschiedene Erklärungen: 1) Bockshorn wäre die Haut des Bocks (Althd. bokkes hamo, daraus Hemd), in die man die Verurteilten steckte. Später, als man hamo nicht mehr verstand, hat man es als Horn interpretiert. 2) Der Teufel wird manchmal als Bock dargestellt und dann wäre es das Horn des Teufels, gegen das man gestoßen würde. Siehe auch Dürers "Ritter, Tod und Teufel".
Lieber ein alter Drache als eine alte Schraube. Der kann wenigstens noch Feuer machen!
Wenn dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen (wenn es einem zu gut geht, wird man übermütig): Haben Sie schon mal einen Esel auf dem Eis gesehen? Und dann auch noch tanzen!
Eine Eselsbrücke (eine einfache Denkhilfe für schwer zu behaltende Dinge): Es handelt sich tatsächlich um eine kleine Brücke, die man für störrische Esel baute, die nicht mal den kleinsten Wasserlauf überqueren wollten. Die Denkhilfe ist genauso ein kleiner Umweg wie die Brücke. Diese Redewendung ist eigentlich eine Übersetzung des lateinischen pons asinorum, das aus der Scholastik bekannt ist.
Paradox wäre, einem Esel die Hammelbeine lang ziehen, oder ein Esel, der einen Bock schießt, oder einen Esel zur Sau machen.
Voll wie eine Eule (stockbetrunken): Es handelt sich um eine Verballhornung von Aule, ein altes Wort für Steinkrug. Eulen nach Athen tragen (etwas Überflüssiges tun): In Athen war die Eule als Symbol der Weisheit überall zu sehen. Es befindet sich jetzt noch auf griechischen Euromünzen. Es ist also ebenso überflüssig, Eulen nach Athen zu tragen (Weshalb eigentlich tragen? Können die nicht fliegen?), wie Wasser in den Rhein oder ins Meer zu tragen.
Eine Fliege machen (verschwinden): Fliegen wechseln häufig ihren Platz, um nicht erschlagen zu werden.
Weder Fisch noch Fleisch (nichts Richtiges, nur eine halbe Sache) stammt aus der Reformation und damit meinte man diejenigen, die sich weder zum Katholizismus (der am Freitag Fleisch durch Fisch ersetzte) noch zum Protestantismus (der Fleisch erlaubte) bekehren wollte.
Butter bei die Fische! (Bitte Klartext reden! Heraus mit dem Geld!): Man will nicht die Fische allein, sondern auch noch was dazugehört. Da es sich um eine volkstümliche Redensart handelt, findet man hier den Akkusativ die statt des Dativs den.
Jemandem einen Floh ins Ohr setzen (ihm etwas sagen, das ihm keine Ruhe mehr lässt) ist eine Übersetzung aus dem Französischen mettre la puce à l'oreille de quelqu'un, dessen Herkunft nicht geklärt ist. Übrigens glaube ich nicht, dass es das wirklich gibt: Der Floh würde doch sofort davonhüpfen!
Die Flöhe husten hören (spitzfindig sein): Wer das kann, kann auch das Gras wachsen hören. Ob Flöhe wirklich husten können, weiß ich nicht und wenn ja, wird man es wohl kaum hören können!
Sei kein Frosch! (Sei kein Spielverderber!) sagte die Prinzessin und siehe, es wurde ein Prinz draus!
Einen Frosch im Hals haben (heiser sein): Frosch heißt auf Latein rana. Das ähnliche ranula ist ein Tumor auf der Zunge. Daher die Verwechslung. Eigenartigerweise haben die Franzosen keinen Frosch im Hals, sondern eine Katze: avoir un chat dans la gorge. Aber auch hier ist keine richtige Katze im Spiel. Es handelt sich um eine Verwechslung zwischen matou (Kater) und chat (Katze). Dieses matou war nun seinerseits eine Verwechslung mit maton (geronnene Milch), die wegen ihrer Zähflüssigkeit schon mal im Hals stecken bleiben konnte.
Siegfried Theissen