Von den wenigen Redensarten mit Arm gibt es nur zwei, die einer Erklärung bedürfen: Wenn man jemanden auf den Arm nimmt (ihn foppt), behandelt man ihn wie ein kleines Kind, das man zum Spiel auf den Arm nimmt. Wörtlich genommen wird das in den USA, bei dem allgemeinen Übergewicht der Amerikaner, kaum möglich sein.
Jemandem unter die Arme greifen (ihm in einer Notlage helfen) bedeutete ursprünglich, dass man jemanden stützt, der droht hinzufallen. Passen Sie aber auf, wenn Sie einer Dame vorschlagen, ihr unter die Arme zu greifen. Sie könnte das leicht missverstehen.
Zu Arm gehört auch Ärmel: Etwas aus dem Ärmel schütteln (mit Leichtigkeit hervorbringen) bezog sich zuerst auf Kartenspieler, die noch ein Ass im Ärmel hatten oder auf Gaukler, die allerlei Dinge in den Ärmeln versteckt hielten.
Mit Finger gibt es schon viel mehr Redensarten, aber nur eine einzige veranlasst mich zu einer Erläuterung: Etwas durch die Finger sehen (Nachsicht mit jemandem haben) versteht man, wenn man die Redensart wörtlich nimmt. Wenn man wirklich versucht, etwas durch die Finger zu sehen, wird man nichts oder nur wenig sehen können und daher der Gedanke, dass man etwas nicht sehen will.
Mit der fünfzinkigen Gabel essen (mit den Fingern essen): Die Umschreibung ist zugleich die Erklärung. Andere Redensarten kann man auf keinen Fall wörtlich nehmen, denn, um sich um den kleinen Finger wickeln zu lassen (leicht zu beeinflussen sein), muss man schon sehr klein und sehr flexibel sein.
Auch sich etwas aus den Fingern saugen (etwas frei erfinden) finde ich eigenartig, denn was könnte das denn sein? Übrigens: Wer lange Finger hat, ist deshalb noch kein Langfinger, genau so wenig wie jemand, der sein eigenes Brot backt, ein Eigenbrötler ist.
Fehlt nur noch der Stinkefinger! Wenn man den jemandem zeigt, stinkt der noch nicht. Das tut er, im Falle eines Falles, erst später, aber dazu muss man um zwei Ecken denken.
Zu Finger gehört ja auch der Daumen und hier gibt es einige Redensarten, die einer Erklärung bedürfen: Jemandem die Daumen drücken (ihm Glück wünschen): Im alten Rom konnten die Zuschauer bei Gladiatorenkämpfen um Gnade für einen gefallenen Kämpfer bitten, indem sie den Daumen in die Finger drückten. Dazu gibt es eine zweite Deutung aus der germanischen Mythologie, in der der Daumen das Sinnbild eines bösen Geistes sein konnte. Wenn man ihn in die Finger drückte, konnte er keinen Schaden mehr anrichten.
Über den Daumen gepeilt (ungefähr geschätzt) kommt aus der Seemannssprache. Vor der Erfindung des Sextanten peilte man mit ausgestrecktem Arm die Sonne an.
Jemandem Daumenschrauben anlegen (ihn zu etwas zwingen): Eine beliebte Foltermethode im Mittelalter. Man konnte diese Schrauben andrehen, bis der Gefolterte alles zugab, was die Peiniger hören wollten. Manche hätten sogar den Mord an Kennedy zugegeben!
Bein(e) findet man in zahlreichen Redensarten, aber nur eine will ich hier erklären während einige andere mich zu einem Kommentar veranlassen: Sich auf die Hinterbeine stellen (sich gegen etwas aufbäumen) versteht man, wenn man an ein sich aufbäumendes Pferd denkt.
Mit dem linken Bein aufstehen (schlechter Laune sein). Links (siehe im nächsten Beitrag) hat immer eine negative Bedeutung, aber wieso sollte man das eigentlich nicht tun?
Sich die Beine nach etwas ablaufen (sich dauernd um eine Sache bemühen) mutet eigenartig an: Wie weit und wie lange muss man dafür laufen? Sich die Beine in den Leib stehen (lange stehen, während man auf etwas wartet) und die Beine unter die Arme nehmen (schnell fortlaufen): Wie soll das gehen?
Jemandem Beine machen (ihn fortjagen) geht schon eher, denn das kann man heutzutage. Wenn jemand Ihnen sagt: Deshalb werde ich mir kein Bein ausreißen! (das ist nicht so schlimm), können Sie ihm antworten: Das verlangt auch keiner von dir!
Eigenartig finde ich mit einem Bein im Grab stehen: Was für ein Spagat!
Zum Bein gehört ja auch das Knie: Etwas übers Knie brechen (etwas überstürzen): Wenn man etwas übers Knie bricht, werden die Bruchstellen nicht sauber und gleichmäßig sein. Daher der Gedanke an etwas Negatives.
Zwei Sprichwörter, die man nicht ohne weiteres glauben sollte:
- Durch Schaden wird man klug ist leider nicht immer wahr. Erstens ist jeder Schaden anders und zweitens gibt es Leute, die es eben nie lernen.
- Ehrlich währt am längsten: Der Witz des Tages!
Paradoxa: Wenn ein farbloser Mensch es zu bunt macht. Wenn man sagt Das gibt's nicht!, obwohl man es gerade erlebt hat. Oder: wenn Liberale mit links gewinnen.
Zwei Aphorismen von Lichtenberg (Philosoph und Satiriker des 18. Jahrhunderts):
- Dass in den Kirchen gepredigt wird, macht deswegen die Blitzableiter auf ihnen nicht unnütz.
- Man spricht viel von Aufklärung und wünscht mehr Licht. Mein Gott, was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen?
Siegfried Theissen