Vor rund 20 Jahren lernte Yves Robic, der in Frankreich geboren wurde und in Brüssel lebt, die Agora um Marcel Cremer kennen. Die Faszination für die Agora als Gruppe von Menschen hat ihn nie losgelassen.
Und diese Faszination wollte Yves Robic in die Form fassen, die er am besten kann: in ein ein Radiofeature, eine Dokumentation aus Tönen, Dialogen, Kommentaren. Nur fehlte es ihm lange am richtigen Zugang - bis er auf zufällige Verbindungen stieß.
In seinem Büchlein "Zink" spricht der Autor David Van Reybrouck über Neutral-Moresnet, das heutige Kelmis. Ein Kuriosum, das von 1816 bis 1919 bestand. Van Reybrouck, der selbst eng mit Agora verbunden ist, erzählt die Geschichte des knapp vier Quadratkilometer umfassenden Territoriums und entfaltet daraus ein europäisches Panorama, in dem es um die Bewohner geht, um Industrie, um Krieg, aber auch um Völkerverständigung. Denn Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Pläne, Neutral-Moresnet zu einem Esperanto-Staat zu machen. Als Name war "Amikejo" im Gespräch - "Ort der Freundschaft und so hat Yves Robic auch sein Projekt genannt.
Für Yves Robic führte dieser Einblick in die wechselvolle Geschichte der Grenzregion, wie er sagt, fast automatisch zur Arbeit der Agora und das liegt nicht nur an der Biographie von Emil Rixen, von dem aus familiäre Verbindungen zum Schauspielersensemble führen.
Aus den geschichtlichen Betrachtungen, vor allem aber aus seinen persönlichen Begegnungen erfährt Yves Robic eine starke Suche nach Identität - die sich über Abgrenzung definiert und gleichzeitig durch Öffnung - ein ständiger Prozess mit immer offenem Ausgang. Für Yves Robic hat ein Theaterkollektiv wie Agora nur in einem solchen Umfeld entstehen können.
Im Rahmen des 29. Theaterfestes in St. Vith konnten die Besucher das fast 50-minütige Feature, das den Hörer mit auf eine Entdeckungsreise nimmt, erstmals kennenlernen.
Stephan Pesch