Man muss schon etwas genauer hinschauen. Dann erkennt man das feine Zusammenspiel: im Vordergrund die Haelen-Brücke über den See von Robertville, wie wir sie heute kennen. Darüber eine pastorale Landschaft, die von einer alten Postkarte stammt. Es ist das Lieblingsmotiv in der neuen Schaffensserie des Fotokünstlers Johannes Weber. "Wir haben teilweise Aufnahmen, wo Sie den Teil einer Landschaft oder einer Architektur sehen. Ich habe aber auch mal bewusst auf die Rückseite der Postkarte zurückgegriffen, wo man noch lesen kann, was die Menschen sich geschrieben haben. Und das habe ich mit einem neuen Bild verbunden."
Die Postkarten stammen teils aus der eigenen Sammlung von Johannes Weber, teils aus der von Kurt Andres (einem BRF-Kollegen übrigens). Anhand ausgewählter Motive hat sich der Fotograf auf Entdeckungsreise begeben - durch ganz Belgien. "Es war mir wichtig, den Bogen weit zu spannen. Natürlich ist die Wahl, die hier ausgestellt ist, subjektiv. Es gibt aber auch Orte aus der Region, wie St. Vith, Büllingen oder das Hohe Venn."
Da ist etwa der Büchelturm, mit einer überdimensionalen belgischen Trikolore, vom Wind aufgebläht, aufgenommen am Nationalfeiertag und als Fotomontage eingebettet in eine St. Vither Straßenszene von anno dazumal. "Konkret heißt das: ich habe die alte und die neue Aufnahme nachher am Rechner zusammengeführt", erklärt Weber.
Insofern sind die neuen Arbeiten von Johannes Weber bezeichnend für den zweiten Teil dieser Ausstellung: die Geschichte der Fotografie. Walter Langer zeigt unter anderem 50 Fotoapparate, "angefangen bei den Fotoapparaten mit Glasplatte bis zu den modernen digitalen Kameras", so Langer.
Oder auch die Einrichtung einer Dunkelkammer aus der Zeit, als auf die Filmröllchen noch 12, 24 oder 36 Aufnahmen passten, die Anschaffung und Entwicklung vergleichsweise teuer waren und man daher sorgfältig aussuchte, was man fotografierte, um es hinterher in einem Album zu verewigen - ganz anders als heute. "Es wird ja nur noch mit dem Smartphone fotografiert: geknipst, geknipst, geknipst - abgespeichert und ist die Festplatte voll, wird wieder alles gelöscht", sagt Langer.
Als Physiklehrer baute Walter Langer sein Hobby gerne auch mal in den Unterricht ein. "Wenn es um das Kapitel Optik ging, habe ich ein bisschen mehr über Fotografie gesprochen als andere Lehrer."
Und mit der Zeit schritt auch Walter Langer fort in Richtung bewegte Bilder. "Ich hatte einen Fotoclub an der Schule und einen Fotoclub für Erwachsene in der Kaplanei in St. Vith, bis ich mich eines Tages mehr auf das Filmen verlegt habe." Bei der Ausstellung im ZVS-Museum präsentiert er neben alten Bilderkarussellen auch einen eigenen Film zur "Geschichte der Fotografie".
Johannes Weber, der selbst ein Schüler war von Walter Langer, kommentiert die gelungene Zusammenarbeit mit einem Augenzwinkern. "Für mich ist es fast auch eine Zeitreise nach all den Jahren, wo ich ihn als Lehrer hatte. Ein bisschen Physik ist dann doch noch hängengeblieben."
Zu sehen ist die Gemeinschaftsausstellung von Johannes Weber und Walter Langer ab dem Wochenende bis zum 14. Oktober, zu den üblichen Öffnungszeiten des ZVS-Museums in St. Vith. An diesem Sonntag sind beide auch zugegen.
Stephan Pesch