Derzeit tummeln sich viele Sommerfrischler am so genannten Brüsseler Strand. Bruxelles-les-Bains ist eine der Sommerattraktionen der Hauptstadt und wer den Blick vom Kanal abwendet, sich einmal umdreht, sieht sogleich den Eingang zum neuen Museum "Kanal - Centre Pompidou".
Schon das Gebäude ist ein echter Hingucker. Citroën hat die Werkstätten mit Showroom in den 1930er-Jahren am Kanal erbauen lassen. Stahl, Beton und für den Verkaufsraum sehr viel Glas wurden hier zu einem einzigartigen Industriekomplex verarbeitet, der jetzt eine Wandlung in ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst sowie in ein Architekturzentrum erlebt.
Noch wirkt alles wie ein großes Provisorium. Der erste Eindruck ist atemberaubend, hier gibt es unendlich viel Platz, Platz für Kunstobjekte, für Performances sogar Konzerte und man fragt sich, warum soll dieser Raum noch renoviert werden. "Der gesamte Komplex hat auch seine Tücken und Nachteile, so können derzeit keine Gemälde ausgestellt werden, denn die verlangen eine ganz bestimmte und konstante Luftfeuchtigkeit und Temperatur, die jetzt im Rohzustand des Gebäudes nicht gegeben sind", erklärt Yves Goldstein, Direktor der Stiftung Kanal. "Somit hat das Museum in Zusammenarbeit mit seinem Partner, dem Centre Pompidou in Paris, für Installationen und Videokunst optiert, die in den kommenden Monaten hier zu sehen sind."
Gezeigt werden derzeit rund 300 Werke aus den Bereichen Kunst, Design und Architektur. Sie entdeckt man beim Rundgang durch die fast 40.000 Quadratmeter umfassenden riesigen Hallen und Auffahrten, die sich durch die ehemaligen Werkstätten ziehen: So steht das Werk "The Bridge" von John Chamberlain, eine Skulptur aus gepresstem Stahlblech, in einer ehemaligen Lackieranlage. Eine raumgreifende Installation ist das tropische Haus von Jean Prouvé und zwischen Parterre und ersten Stock schwebt eine Skulptur von Thomas Schütte. Auch Brüsseler Künstler stellen Objekte aus. Alles wirkt monumental, ohne den Besucher zu erdrücken.
Der Zuspruch in den ersten Monaten nach der Eröffnung war sehr groß, für Yves Goldstein ist dies ein gutes Zeichen. "Die Verwandlung des Autohauses zum Kulturraum ist geglückt. Es ist möglich, den Dialog zwischen einem vormals industriell genutzten Raum und einem Ort für Kunstausstellungen aber auch eines öffentlichen Raums ganz allgemein zu erzielen. Somit rechtfertigt sich die Eröffnung von Kanal - Centre Pompidou vor der endgültigen Fertigstellung des Museums. Das Publikum nimmt den Komplex an, einen Komplex, den es bisher fast nur von außen kannte."
Bis Juni 2019 ist die Ausstellung "Brut" zu sehen, dann beginnen die Umbauarbeiten, die nach und nach erfolgen und 2022 abgeschlossen sein werden und den derzeitigen Aspekt des gesamten Gebäudes nicht zu sehr transformieren sollen. Denn schon das Gebäude an sich ist einen Besuch Wert.
Alle Infos unter kanal.brussels.en.
Hans Reul